Halle Berry, US-Schauspielerin und erste schwarze "Best Leading Actress". Eine Oscar-Gewinnerin mit Haltung -------------------------------------------------------------------------------- Isabella Reicher -------------------------------------------------------------------------------- Sie konnte es zunächst kaum fassen: Mit der Nennung ihres Namens als Gewinnerin der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" hatte die zierliche Schauspielerin offensichtlich nicht gerechnet. Dabei stand Halle Maria Berry, 1968 in Cleveland, Ohio, als Tochter einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters geboren, bereits früh im Rampenlicht: Als 17-Jährige wurde sie zur "Miss Teen All-America" gewählt, in der Folge startete sie - nach einem abgebrochenen Studium für TV-Journalismus - eine Modelkarriere, bevor sie es mit der Serie Living Dolls dann doch zum Fernsehen schaffte. Spike Lee engagierte sie 1992 für sein Drama Jungle Fever, und die Konsequenz ihrer beachtlichen darstellerischen Leistung waren weitere Film- und TV-Angebote, bis ihr mit den Flintstones (1994) der Vorstoß zu Hollywood-Großproduktionen gelang. Seitdem beteiligt sich Berry, in zweiter Ehe mit dem Sänger Eric Benét verheiratet, einerseits an engagierten Projekten wie Warren Beattys fulminanter Politsatire Bulworth (1998) oder auch dem Südstaatendrama Monster's Ball von Marc Forster - jenem Film, für den sie im Februar in Berlin einen Silbernen Bären und nun den Oscar bekommen hat. Andererseits ist sie in Blockbustern wie Swordfish (2001) zu sehen (Gage: 2,5 Millionen Dollar) oder demnächst als Bond Girl. Gewisse Schranken hat die 33-Jährige inzwischen also zweifellos überwunden: Bereits während ihrer Schulzeit war Berry Diskriminierungen ausgesetzt, und auch in Hollywood, so die Schauspielerin, sei sie damit konfrontiert gewesen, dass man ihr bestimmte Rollen wegen ihrer Hautfarbe nicht geben wollte. Schließlich spiegelt sich auch in der Geschichte der Oscars der Status schwarzer Darstellerinnen und Darsteller im US-Kino wider: Lange waren deren Auftrittsmöglichkeiten auf die Verkörperung dienstbarer Geister und anderer Stereotype beschränkt. Auch die einzigen Oscars, die Afroamerikanerinnen vor Berry erhielten - Hattie McDaniel für Vom Winde verweht 1940 und Whoopi Goldberg für Ghost - Nachricht von Sam 1991 -, waren solche für "Beste Nebenrolle". Im Bewusstsein dieser (Vor-)Geschichte erinnerte die frisch gekürte Oscar-Gewinnerin in ihrer Dankesrede deshalb unter anderem auch an die Schauspielerin Dorothy Dandrige. Für die Darstellung dieses Leinwandstars der 40er- und 50er-Jahre in Martha Coolidges TV-Drama Introducing Dorothy Dandrige hat Berry vor zwei Jahren einen Golden Globe erhalten. Dandrige selbst - 1923 im selben Clevelander Krankenhaus wie 45 Jahre später Halle Berry geboren - konnte sich 1954 bei den Oscars gegen Grace Kelly nicht durchsetzen. Halle Berry ist nunmehr die erste und hoffentlich nicht die letzte schwarze "Best Leading Actress".