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Er war das enfant terrible des internationalen Fashion-Zirkus, der agent provocateur des guten Geschmacks, ein bissiger Kommentator "modischer Zustände", Umweltschützer, Menschenrechts-Aktivist und unermüdlicher Kämpfer gegen HIV und AIDS: Franco Moschino. "Einer der interessantesten und innovativsten Menschen im Mode-Biz, dessen Kollektionen von atemberaubender Originalität sind. Moschino war eigentlich kein Designer im herkömmlichen Sinn ­er war vielmehr ein Chronist, der seine Kritik am System modisch umsetzte. "Wir wollten Moschino schon lange für den Life Ball verpflichten. Dass wir Franco Moschinos Lebenswerk und eine Retrospektive der Arbeit des Labels nach seinem Tod ausgerechnet zum zehnjährigen Jubiläum zeigen können, erfüllt mich mit Stolz und großer Freude", so Keszler weiter. auf Umwegen zum Mode-Design Franco Moschino wurde am 27. Februar 1950 in der Nähe von Mailand geboren, wo er von 1967 bis 69 auch die Akademie der schönen Künste besuchte. In dieser Zeit begann der von Kindheit an künstlerisch Interessierte als Illustrator für diverse Mode-Magazine zu arbeiten ­ von 1972 bis 77 illustrierte er auch die Entwürfe von Gianni Versace und kam über diesen Umweg zum Mode-Design. die Umsatzzahlen steigen ständig Von 1978 bis 83 kreierte Moschino insgesamt elf Kollektionen für das italienische Label Cadette, ehe er 1983 seine erste eigene Women´s Collection unter dem Namen Moschino zeigte. In den folgenden Jahren kamen die Linien Moschino Cheap & Chic (Women), Moschino Men, Moschino Jeans, Underwear (Men), Lingerie (Women), Moschino Mare (Beachwear for Women & Men), Moschino Bambino (Children), Parfüms und eine gesamte Accessoires-Palette hinzu. Bis heute weist das Unternehmen ständig steigende Umsatzzahlen auf. Der rasche Erfolg von Moschino ist auch in der Tatsache begründet, sich selbst und die Industrie kaum ernst zu nehmen. So verwendete der Designer gebratene Eier oder Windmühlen aus Plastik als Knöpfe für klassische Blazer, ließ Teddy-Bären zu seinen berühmten Hut-Modellen zusammennähen oder Tops nur durch goldene Sicherheitsnadeln zusammenhalten. Der "crazy chic" von Franco Moschino war immer auf den ersten Blick zu erkennen und faszinierte die internationalen Mode-Individualisten. Stars wie Madonna, Janet Jackson, Jim Carey, Sheryl Crow, Matt Dillon und Nicole Kidman trugen und tragen Kleider aus dem Hause Moschino. sein Titel war "ragazzaccio" Mindestens so spektakulär wie seine Mode waren auch die Shows und Werbekampagnen des Mailänder "ragazzaccio" (wilder Kerl). Slogans wie "Warning: Fashion shows can be dangerous to your health", "Good taste doesn¹t exist" oder "Ready to Where?" erregten Aufsehen und waren provokante Statements für Indivudualismus und gegen den modischen Konformismus. Moschino ließ Greisinnen über den Laufsteg schleichen, hüllte die Models in Lumpen oder ließ sie als Nonnen und Huren gestylt auftreten. Einmal verteilte er vor dem Catwalk-Happening Tomaten und forderte die Besucher auf, sie auf jene Stücke zu werfen, die ihnen nicht gefielen, ein anderes Mal wählte er die Kuh zum Lieblingsmuster der Saison. Begründung: "Kühe geraten nicht in Gefahr, Fashion Victims zu werden". unkonventionellster Designer seiner Zeit Und immer wieder trat der Meister himself in den Inseraten und Kampagnen auf: Mal als kleiner Bub verkleidet, mal mit blonder Perücke oder in Strapsen. Die Botschaft war stets klar: "Nehmt euch selber und den ganzen Zirkus nicht allzu ernst." Zum Ende seines Lebens verbannte Moschino die Mode überhaupt gänzlich aus den Anzeigen und propagierte statt dessen soziales Engagement. Als passionierter Umwelt- und Tierschützer verwendete der wohl unkonventionellste Designer seiner Zeit schon früh ökologisch unbedenkliche Materialien und setzte diese Idee spätestens ab Anfang der 90er Jahre konsequent um. Einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Einkommens spendete Franco Moschino verschiedenen Hilfsorganisationen. Am 18. September 1994 starb Franco Moschino im Alter von 44 Jahren. Ein aus 30 internationalen Designern bestehendes Team unter Patronanz von Rossella Jardini, einer langjährigen Mitarbeiterin und Wegbegleiterin von Franco Moschino, ist seither für die Kollektionen verantwortlich: Immer dem Geist, den Wünschen und der Philosophie des Meisters verpflichtet. Franco Moschino Foundation Aus dem 1993 ins Leben gerufenen Smile Project, das HIV-positiven Kindern Urlaubsaufenthalte finanziert, entstand 1995 die Franco Moschino Foundation, die es sich vorrangig zur Aufgabe machte, das Leben von Kindern mit HIV und AIDS durch vielfältige Einrichtungen zu erleichtern. Darüber hinaus unterstützt die Organisation das Abbiategrasso Hospiz in Mailand, das I Tulipani di Magione House in Perugia ­ ein Heim für AIDS-Leidende ­ forciert massiv verschiedene Projekte in Rumänien und gibt immer wieder wissenschaftliche und soziologische Studien zum Thema HIV und AIDS in Auftrag. Wie immer werden die Kreationen von professionellen Top-Models und prominenten Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Gesellschaft vorgeführt. red/kath