Nigeria
"Scharia" oder das islamische Recht
Regeln für Individuum, Gesellschaft und Politik
Wien - Die Scharia ist das islamische Gesetz, das
individuelle und kollektive Rechte und Pflichten der Moslems regelt.
Sie geht auf den Koran und die Sunna, die moslemische Tradition,
zurück. In islamischen Staaten wird sie mehr oder weniger streng
angewendet. Sie regelt das religiöse, politische, gesellschaftliche
und individuelle Leben der Moslems. Das religiöse Leben besteht vor allem in der Erfüllung von fünf
rituellen Verpflichtungen, den "Säulen der Religion". Neben dem
Glaubensbekenntnis sind das Gebet, das Fasten, das Spenden von
Almosen und die Pilgerfahrt. Die Pilgerfahrt, Hadj, nach Mekka ist
eine wichtige religiöse Zeremonie, die auch eine politische Bedeutung
hat, weil sie Moslems aus der ganzen Welt zusammenführt.
Die Scharia regelt unter anderem durch das Strafrecht auch das
soziale Leben. Das Strafrecht sieht für Raub die Todesstrafe vor,
Ehebruch kann mit 100 Peitschenhieben bestraft werden, Dieben wird
eine Hand abgehackt. Ehebruch kann auch mit dem Tod durch Steinigung
bestraft werden. Im Islam sind drei mögliche Arten der Ehescheidung
vorgesehen: die vom Kadi (dem moslemischen Richter) ausgesprochene
Scheidung, die Scheidung in beiderseitigem Einverständnis und die
einseitige Verstoßung durch den Ehemann.
Das soziale Leben gründet auf dem Begriff der Gemeinschaft, der
Umma. Die Gemeinschaft der Gläubigen mit ihren Prinzipien der
Brüderlichkeit und absoluten Gleichheit steht über der nationalen
oder rassischen Zusammengehörigkeit.
Der Dschihad, der heilige Krieg, den die Taliban-Milizen
ausgerufen haben, ist keine individuelle, sondern eine
gemeinschaftliche Pflicht und wird im Allgemeinen nicht als
fundamentale Pflicht angesehen.
Nach dem Gesetz kann jeder, der ausreichende Kenntnis der Scharia
hat, zum Richter berufen werden. Die exekutive Gewalt wird von dem
Vertreter Gottes ausgeübt. Der Erste war der Prophet Mohammed. Nach
der islamischen Theologie ist der "Herrscher der Gläubigen" in der
"Umma" nicht nur religiöses Oberhaupt, sondern auch politischer
Führer.(APA)