Paris - Gerhard Schmid, der Telekom-Newcomer aus Büdelsdorf, und Michel Bon, der geschliffene Pariser Patron von France Télécom (FT), gaben am Dienstag eine "bedingte" Grundsatzeinigung bekannt. "Ich werde sämtliche Anteile an Banken verkaufen, die von France Télécom ausgewählt werden", erklärte Schmid, Gründer und 39-Prozent-Anteilseigner von MobilCom. Sobald dies geschehen sei, werde er als Vorstand ausscheiden.Übernahme "nicht beabsichtigt" FT, die 28,5 Prozent an MobilCom hält, gab ihrerseits bekannt, sie werde nun Verhandlungen mit investitionswilligen Finanzinstituten aufnehmen; die Übernahme der Kapitalmehrheit durch einen der Beteiligten sei dabei "nicht beabsichtigt". Neben den bisherigen Anteilseignern Deutsche Bank, Merrill Lynch, Société Générale und ABN Amro sind laut FT weitere Gläubigerbanken "offen" für Diskussionen. Optimisten warnt FT jedoch in einem Kommuniqué: "Im jetzigen Stadium gibt es noch keinerlei Sicherheit, dass eine solche Lösung wirklich gefunden wird." Für überzogene Forderungen Schmids gibt es damit wenig Spielraum, der kolportierte Betrag von 22 Euro pro MobilCom-Aktie sei "reine Spekulation". Details zum "Waffenstillstand" bleibt FT schuldig, denn laut Schmid sei es weiterhin möglich, dass die Franzosen die Mehrheit übernehmen. Zudem spricht FT vom Ausstieg Schmids "und dessen Partner"; MobilCom hingegen verliert über den zehnprozentigen Kapitalanteil von Schmids Gattin Sybille und das Schicksal anderer Kleinaktionäre kein Wort. Immerhin, die beiden Streithähne trennen sich. Vernunftentscheidung Die einzige Alternative, ein jahrelanger Gerichtsprozess, hätte den durch die Branchen-und UMTS-Krise ohnehin angeschlagenen Mobilfunkbetreiber (5800 Angestellte) wohl ganz in den Ruin getrieben. Die Vernunftscheidung hat zwei Verlierer: Schmid muss "sein" wichtigstes Lebenswerk abtreten, Bon wird "Minderheitsaktionär" im deutschen Telekommarkt. Der Schaden hält sich für FT in Grenzen: FT wird seine voreilig eingegangene Verpflichtung los, eventuell das ganze MobilCom-Kapital zu übernehmen. Denn der mit über 60 Mrd. Euro verschuldete Staatskonzern hätte das MobilCom-Erbe von rund sechs Mrd. Euro konsolidieren müssen; nach dem jüngsten Milliardenabschreiber hätte dies Bon wohl den Kopf gekostet. (Stefan Brändle, DER STANDARD, Printausgabe 27.3.2002)