Wien - "Natürlich sind auch wir in einem intensiven Lernprozess. Das hat aber nicht erst mit Enron begonnen. Wie schnell man als Wirtschaftsprüfer in die Schlagzeilen kommt, haben hierzulande Fälle wie Rieger Bank, EffectInvest oder Bank Burgenland gezeigt." Der Geschäftsführer einer größeren Wirtschaftsprüfungskanzlei in Wien sieht für Betriebe in Österreich zwar nicht die Gefahr, in schlechten Zeiten ohne Wirtschaftsprüfer dazustehen. Aber die Verweigerung eines Prüfvermerks wird seiner Meinung nach vermutlich öfters auf der Tagesordnung stehen. "Die Gefahr, einen vielleicht bereits langjährigen Kunden bei einem Bestätigungsgrenzfall zu verärgern steht in keinem Verhältnis, dann vielleicht in Zusammenhang mit einem Skandal wochenlang in den Medien zu stehen. Bei Andersen sieht man, wie schnell dann die guten Kunden weg sind." Die Tendenz, Kunden, die bereits einen "angekratzten" Ruf haben, abzulehnen, werde sich aber deutlich verstärken. "Vor allem, wenn sich eine Kanzlei von sich aus von einem Kunden trennt, wird es für diesen recht schwer werden, einen neuen Wirtschaftsprüfer zu finden. Da wird sich derzeit niemand so schnell die Finger mehr verbrennen wollen." (mimo, Der Standard, Printausgabe, 25.03.02)