International
Biowaffenlabor in El Kaida-Anlage entdeckt
Stätte war noch im Aufbau befindlich - London dementiert den Fund
Washington/London/Kabul - In Afghanistan sollen
US-Soldaten in einer Anlage des Terrornetzwerks El Kaida bei Kandahar
auf ein im Bau befindliches Biowaffenlabor gestoßen sein. Die Anlage
sei eine von 50 bis 60 weiteren gewesen, die bisher von US-Truppen
untersucht worden seien, erklärte am Wochenende US-General Tommy
Franks dem Fernsehsender NBC. Bis jetzt deute aber nichts darauf hin,
dass Osama Bin Ladens Terrornetzwerk tatsächlich biologische Waffen
entwickelt habe. Der 87-jährige afghanische Ex-König Mohammed Zahir
wird unterdessen nach Angaben aus italienischen Regierungskreisen
nicht wie geplant am Montag, sondern erst im April aus dem römischen
Exil in sein Heimatland zurückkehren. Der Chef der afghanischen
Übergangsregierung, Hamid Karsai, bestätigte die Verzögerung, sagte
jedoch, sie werde lediglich zwei oder drei Tage betragen. Die britische Regierung hat am Sonntag dementiert, dass in einer
Höhle in Afghanistan ein Labor für Biowaffen gefunden und deswegen
die britische Truppenpräsenz um 1700 Marinesoldaten verstärkt worden
sei. Ein Londoner Regierungssprecher widersprach damit einem Bericht
der Zeitung "The Times". "Unsere Soldaten werden nicht eingesetzt,
weil in Afghanistan irgendetwas Neues gefunden worden wäre. Wir
müssen mit mörderischen Terroristen fertig werden, die, wie der 11.
September zeigte, keine Skrupel haben, ein Blutbad anzurichten." Es
sei seit dem Taliban-Zusammenbruch klar, dass El Kaida an
Massenvernichtungswaffen arbeitete. "Beweise dafür wurden in
Afghanistan gefunden und darüber wurde auch in den vergangenen Wochen
in der Presse berichtet. Wir wissen nicht, wie weit sie (El Kaida)
gekommen sind, aber ihre Absichten sind ernst". heißt es in der
Erklärung des britischen Sprechers.
Expertenbericht
Die US-Regierung untersucht einen Expertenbericht, wonach einer der
Attentäter vom 11. September möglicherweise Kontakt mit
Milzbrand-Erregern hatte. Ein Sprecher der Johns-Hopkins-Universität
in Baltimore erklärte, der mutmaßliche Flugzeugentführer Ahmed
Ibrahim al Haznawi habe sich drei Monate vor den Anschlägen von einem
Arzt in Florida wegen einer Wunde am Bein behandeln lassen. Experten
des Zentrums für Zivile Bioverteidigungsstrategien der Universität
seien zu dem Schluss gekommen, dass eine Infektion mit
Milzbranderregern die wahrscheinlichste Diagnose dafür sei. Haznawi
war nach Erkenntnissen der US-Ermittler einer der Entführer an Bord
des Flugzeugs, das in Pennsylvania abstürzte. Die "New York Times"
berichtete am Samstag, der Mann sei im Juni wegen der Verletzung am
Bein mit Antibiotika behandelt worden. Er habe angegeben, sich die
Verletzung zugezogen zu haben, als er gegen einen Koffer geprallt
sei. Nach dem 11. September und der anschließenden Serie von
Milzbrandanschlägen schloss der behandelnde Arzt laut "Times", dass
die Symptome bei dem Mann denen einer Anthrax-Infektion glichen.
Das deutsche Verteidigungsministerium dementierte einen Bericht des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wonach die Bundeswehr einen
Langzeiteinsatz in Afghanistan plane. "Der Spiegel" hatte berichtet,
man richte sich auf einen längeren Einsatz in Afghanistan ein. Das
Bundesamt für Wehrverwaltung habe vergangene Woche Transportflüge
nach Kabul ausgeschrieben - für "zunächst" sechs Monate, mit einer
Option auf "drei Mal sechs weitere Monate". Das Mandat für das
Kontingent der ISAF-Friedenstruppe in Kabul ist bis Ende Juni
befristet.
ISAF-Soldaten werden bedroht
Die Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF werden nach
französischen Militärangaben von mutmaßlichen Terroristen der
El-Kaida-Organisation bedroht. Seit einigen Wochen gebe es
Vorbereitungen, ISAF-Soldaten zu entführen, um sie gegen inhaftierte
Taliban- und El-Kaida-Kämpfer austauschen zu können, sagte ein
Vertreter des französischen ISAF-Bataillons, Pascal Ianni, am Sonntag
in Kabul. Konkrete Verschleppungsversuche habe es jedoch seit Beginn
der ISAF-Mission Mitte Jänner nicht gegeben. Im Westen der Stadt
hätten sich rund 1500 bewaffnete Kriminelle unter El-Kaida-Kommando
gesammelt, die eine potenzielle Gefahr darstellten, sagte Ianni unter
Berufung auf militärische Aufklärungsergebnisse. Zudem verfüge die
ISAF über Fotos von sieben Fahrzeugen, die mit Autobomben für
Anschläge auf ISAF-Patrouillen präpariert worden seien. Bisher sei
jedoch keines der Fahrzeuge sichergestellt worden. (APA/AP/dpa/AFP)