Genf/New York/Wien - 3.000 Schulen in Afghanistan haben am heutigen Samstag ihre Tore für über 1,5 Millionen Mädchen und Buben geöffnet. Viele afghanische Kinder betraten zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder ein richtiges Klassenzimmer. Die UNO-Kinderhilfsorganisation UNICEF sprach der afghanischen Übergangsregierung für ihren "anhaltenden Einsatz für Schulbildung" seine Anerkennung aus. UNICEF-Direktorin Carol Bellamy betonte in Kabul, die Eröffnung der afghanischen Schulen nur drei Monate nach dem Einsetzen der Übergangsregierung sei eine "Inspiration für uns alle". Bellamy würdigte laut einer UNICEF-Aussendung auch den "unerschütterlichen Einsatz der Menschen in Afghanistan für die Kinder". "Allein die Tatsache, dass wir heute hier stehen, hat enorme Anstrengungen erfordert", sagte die UNICEF-Direktorin. "Diese Anstrengungen und dieser Einsatz begannen mit der afghanischen Übergangsregierung. Diese Regierung machte Bildung vom ersten Tag ihrer Existenz an zur obersten Priorität. Dieser Einsatz für die Kinder ist eine Lektion für die ganze Welt." An die Adresse der Kinder sagte Bellamy: "In die Schule zu gehen, ist euer Recht, und das gilt für Buben und Mädchen!" Konkrete Aktionen Bellamy sprach in Kabul während der offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des neuen Schuljahres, an der auch Ministerpräsident Hamid Karsai, Unterrichtsminister Rassol Amin und und UNO-Sondergesandter Lakhdar Brahimi teilnahmen. Das afghanische Beispiel zeige, "was möglich ist, wenn Regierungen sich nicht nur zu Kindern bekennen, sondern auch konkrete Aktionen folgen lassen". "Nichts ist für Entwicklung und Frieden wichtiger als Bildung", sagte Bellamy. "Bildung ist die Basis für eine gesunde und produktive Gesellschaft. Bildung durchbricht den Kreislauf der Armut." Bildung bringe Optimismus und Hoffnung zu Menschen, die lange unter Kriegen litten, und fördere den Frieden. Zwischen 1,5 und 2 Millionen Kinder wurden in Afghanistan am ersten Schultag erwartet, insgesamt dürften etwa 4,5 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter in Afghanistan leben. Während der vergangenen Wochen hat UNICEF über 7.000 Tonnen Schulmaterial an Schulen im ganzen Land geliefert, darunter Hefte, Stifte, Schulbücher, Tafeln und Schulzelte. Es war der größte logistische Einsatz im Bereich Schulbildung, der von UNICEF jemals durchgeführt wurde. Weiters wurden Lehrer im ganzen Land mobilisiert, Kinder registriert, Schulen renoviert und die gesamte Struktur des Bildungsbereiches organisiert. Weitere Million Schüler wird erwartet Die UNICEF-Direktorin hielt aber auch fest, dass noch viel zu tun sei. Viele afghanische Kinder seien noch nicht für die Schulen angemeldet worden. Viele lebten noch immer in Lagern für Vertriebenen und Flüchtlinge. Offizielle Schätzungen gehen davon aus, dass im April eine weiter Million Kinder in die Schulen zurückkehren wird, und noch eine Million im Mai und im Juli, wenn die Flüchtlinge heimkehren. UNICEF hat die Kampagne "Zurück zur Schule" bis jetzt mit 22 Millionen US-Dollar unterstützt, insgesamt werden bis Herbst 45 Millionen benötigt. (APA)