Inland
Erstmals Details aus Abfangjäger-Angebot
1,8 Milliarden Euro für gebrauchte F-16-Jets - Lockheed Martin bietet die F-16 feil und lockt mit Gegengeschäften
Wien - Die Anstrengungen der drei Anbieter im Rennen um die
Draken-Nachfolge, ihr Produkt in den besten Farben zu schildern, sind
groß. Umso zurückhaltender sind die Rüstungsmanager dafür bei exakten
Angaben zum Preis für die Kampfjets und zu den möglichen
Gegengeschäften. Der APA liegt nun aber ein mit 24. Jänner datiertes
Schreiben des US-Konzerns Lockheed Martin an das
Wirtschaftsministerium vor. Der Gesamtpreis für das Rüstungsgeschäft
wird in der ersten Anbotsrunde darin mit 1,616 Mrd. Dollar (1,833
Mrd. Euro) angegeben, der Umfang der Gegengeschäfte mit zumindest
1,196 Mrd. Dollar (1,357 Mrd. Euro). Eine zweite Anbotsrunde ist im
Laufen. Die von Lockheed Martin angebotenen Gegengeschäfte erreichen laut
dem Schreiben damit rund 74 Prozent des gesamten Auftragswertes.
Gleichzeitig wird aber auch betont, dass diese Offset-Summe im
Minimum zu 100 Prozent dem Auftragswert für Lockheed Martin und den
Triebwerkshersteller entspreche. Für die Lieferung der Turbinen
kommen General Electric und Pratt & Whitney in Frage.
Eine offizielle Aussage zu den Gegengeschäften hatte Lockheed
Martin am Mittwoch gemacht. Man habe - so eine Aussendung - Projekte
identifiziert, "die das Potenzial haben, 3,4 Milliarden Euro über den
geplanten Leistungszeitraum von 15 Jahren zu übersteigen". Zu dem
Schreiben vom Jänner war seitens des Konzerns kein Kommentar zu
bekommen.
Secondhand-Flieger
Lockheed Martin und die US-Regierung haben jedenfalls neben dem
Hauptangebot auch ein zweites für generalüberholte Jets aus den
Beständen der US Air Force abgegeben. Gegenüber dem US-Kongress sind
die Preise mit bis zu einer Milliarde Dollar für 30 gebrauchte Jets
und 1,739 Mrd. Dollar für 30 neue Flugzeuge angegeben worden.
Kostenrahmen der Regierung: 1,82 Mrd. Euro
Die österreichische Regierung hat als Kostenrahmen für die größte
Beschaffung der Zweiten Republik 1,82 Mrd. Euro angegeben. Dazu
kommen die Offset-Forderungen: Erwartet würden 200 Prozent, hieß es.
Dieses Ausmaß hat der US-Konzern immer als unüblich bezeichnet.
Dass in dem Kompensations-Angebot vom Jänner zwei Prozentsätze
angegeben werden, resultiert möglicherweise daraus, dass an dem Deal
auch die US-Regierung beteiligt wäre. Zum einen würde das Geschäft -
wie bei Rüstungsgeschäften mit US-Konzernen üblich - ohnehin über die
US-Regierung abgewickelt. Die US-Regierung würde aber auch direkt
Leistungen erbringen und etwa die Flugzeuge für die von Österreich
bis zur Lieferung neuer Jets geforderte Zwischenlösung zur Verfügung
stellen. Auch die Lieferung der Flugzeuge nach Österreich würde mit
Unterstützung der Regierung abgewickelt.
Gripen und Eurofighter kämpfen mit
Die Angebotsfrist für die Draken-Nachfolge ist am 23. Jänner zu
Ende gegangen, eingegangen sind auch Offerte für den
schwedisch-britischen "Gripen" und den "Eurofighter". Seither prüft
eine Kommission im Verteidigungsministerium die technischen Angaben,
im Wirtschaftsministerium nimmt man die Offset-Angebote unter die
Lupe. Seitens des Verteidigungsministeriums werden die Anbieter nach
einer ersten Prüfung aufgefordert, Informationen nachzuliefern und
ihre Angebote nachzubessern. Eine derartige Vorgangsweise wird auch
bei den Gegengeschäftsangeboten nicht ausgeschlossen. (APA)