Wien - Rund zwei Millionen Kinder sterben jedes Jahr an Krankheiten, die auf verschmutztes Wasser und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind. Hierauf wies das UNO-Kinderhilfsverk UNICEF anlässlich des Weltwassertages hin. Noch immer haben rund 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dürre und Umweltzerstörung verschärfen das Problem. 2,4 Milliarden Menschen, das sind mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung, müssen ohne Latrinen und ohne jegliche Abwasserentsorgung auskommen.Problemregionen 80 Prozent der Menschen, die ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen auskommen müssen, leben laut UNICEF in Asien. Besonders schlecht steht es um die hygienischen Verhältnisse im Süden des Kontinents. Nur 37 Prozent der Einwohner sind dort an ein Abwassersystem angeschlossen. In Indien hat nur jeder Dritte Zugang zu einer Latrine. Weltweit ist die Landbevölkerung meist schlechter gestellt als die Einwohner von Städten. Nahezu zwei Drittel aller Menschen, die auf dem Land leben, müssen ohne Abwasserentsorgung auskommen. Das Gesundheitsrisiko, das durch den Mangel an Latrinen entsteht, ist in den wachsenden Slums der Großstädte jedoch wesentlich höher. Bereits heute leben die Hälfte aller Stadtbewohner in den Entwicklungsländern in solchen Armutsvierteln. Lebensnotwendig Jeder Mensch braucht mindestens drei bis fünf Liter Wasser täglich zum Trinken und Kochen - und weitere 20 bis 25 Liter für die Hygiene. Allein durch einfaches Händewaschen mit Wasser und Seife ließe sich die Zahl der Durchfallerkrankungen, darunter auch Cholera, weltweit um 22 Prozent senken. Derzeit sterben allein an diesen Erkrankungen jährlich rund eine Million Kinder. Zusätzlich fordert Malaria, deren Erreger - die Moskitos - sich in stehenden Gewässern vermehren, pro Jahr rund eine Million Todesopfer, darunter vor allem Kinder unter fünf Jahren. Hinzu kommen weitere Todesfälle und schwerwiegende bleibende Gesundheitsschäden durch Wurmerkrankungen, Typhus, Hepatitis A sowie Augeninfektionen, die häufig zur Erblindung führen. Arm und Reich Weltweit wird Wasser immer rarer: In den Dürregebieten südlich der Sahara hat schon heute nur jeder zweite Einwohner ausreichend Trinkwasser. Im Jahr 2015 werden voraussichtlich 2,7 Milliarden Menschen in Regionen mit äußerster Wasserknappheit leben. Trotzdem wird Wasser vielfach verschwendet: so gehen durch marode Wasserleitungen große Mengen Trinkwassers verloren. Wie unterschiedlich der Umgang mit dem kostbaren Nass aussehen kann, verdeutlicht folgender Vergleich: Saudi-Arabien gehört zu den wasserärmsten Ländern der Erde. Trotzdem haben 95 Prozent der dort lebenden Menschen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser. Da das Land äußerst wohlhabend ist, wird der Wassermangel durch Grundwasserbohrungen, Meerwasserentsalzung und Abwasseraufbereitung ausgeglichen. Ganz anders dagegen im bitterarmen Äthiopien: Dort ist pro Einwohner die fast sechszehnfache Menge an Wasser vorhanden. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur haben jedoch drei Viertel der Äthiopier nicht genug Wasser zur Verfügung. Damit ist Äthiopien das Land mit der weltweit schlechtesten Wasserversorgung. Hilfe 20 Prozent ihrer Entwicklungshilfe sollten die Industrieländer sozialen Grunddiensten wie Grundbildung, Basisgesundheitsdiensten, Familienplanung, Ernährung und eben Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung für Arme widmen. Dies ist das Ziel der "20:20 Initiative", die UNICEF zum Weltsozialgipfel 1995 mit entwickelt hat. Die Entwicklungsländer sollen ihrerseits 20 Prozent des Haushalts in diese Bereiche investieren. UNICEF setzt sich dafür ein, dass zu diesen Grunddiensten nur solche Wasserprojekte gezählt werden, die bevölkerungsnah und kostengünstig sind - also zum Beispiel die Installation von Handpumpen oder der Bau von Latrinen, nicht aber große Staudammprojekte. (APA)