Von Christian Schachinger (schach)
und Karl Fluch (flu)
MARDI GRAS.BB Zen Rodeo (Hazelwood/Universal) Auf ihrem dritten Album poltert die deutsche Bigband mit ihrem Hang zum Sound von Begräbniskapellen aus New Orleans mittels Coverversionen wie Kung Fu Fighting und Eigenkompositionen wie dem an Tom Waits erinnernden Black Devil zwar in etwas eingängigere Gefilde. Der schattseitige Grundton bleibt jedoch erhalten. Furiose Partymusik aus dem Jenseits. Der Tod ist nicht das Ende. schach TAYLOR SAVVY Ladies And Gentleman (Kitty-Yo/ Ixthuluh) Wenn er zu rappen beginnt, wird's peinlich. Ansonsten legt der in Berlin lebende Kanadier Taylor Savvy aus dem Umfeld von Gonzales und Peaches ein gefälliges Debüt vor: Synthie-Pop stellt er richtungsweisende Pianomelodien an die Seite und formuliert dazu seinen selbst ernannten Slogan-Gesang, mit dem er Chauvi-Disco, Stöhn-House und fröhlichen Frühlings-Pop formuliert. flu EARL ZINGER'S Put Your Phazers On Stun Throw Your Health Food Skyward (!K7/Zomba) Rob Gallagher kennt man als Vorstand der britischen Acid-Jazz-Institution Galliano. Für sein aus allen stilistischen Nähten platzendes Solodebüt hat sich der Mann eine atemberaubend zusammengelogene Biografie zugelegt, auf die schon etliche Zeitungen hereingefallen sind. Als US-Schnulzensänger der 40er-Jahre erfand Zinger so angeblich nicht nur den Soul und Funk mit, sondern hatte auch in der Entwicklung von HipHop und Techno die Hand im Spiel. Ein eklektizistisches Machwerk, von dem es zum Meisterwerk nicht weit ist. Raucher dürften humormäßig auf ihre Kosten kommen. schach THE BEES Sunshine Hit Me (We love You/Virgin) Schabernack ist natürlich auch seitens der Jugend möglich. Dieses Duo von der Isle of Wight geht die Sache etwas konventioneller an. Soll heißen, statt Sampler kommt hier traditionelles Instrumentarium zum Einsatz. Die Neudeutung alter Vorlagen reicht hier vom Soul eines Curtis Mayfield über Reggae und mexikanischen Rock'n'Roll bis zu pathetischen Balladen im Stile Jimmy Webbs. Raucherhumor, Teil zwei. schach THE YEAH YEAH YEAHS (Ixthuluh) Das Trio wird in New York hymnisch abgefeiert und gilt mit seinem archaischen Wohnzimmer-Blues-Punk als "Next Big Thing". Soll sein. Jedenfalls klingt es ziemlich überzeugend, wie viel sich aus so wenig (Gitarre, Drums, Gesang) rausholen lässt - auch wenn es sich hier um gerade einmal fünf Songs handelt! Demnächst mit der Jon Spencer Blues Explosion auf Europa-Tournee: "One, two, hate you!" flu CLINIC Walking With Thee (Domino/Zomba) Das Quartett aus Liverpool verfeinert auf seinem zweiten Album die Melange aus Psychedelic- und Krautrock und deutet die Songs mitunter Richtung New Wave. Das ergibt einen ebenso abgedröhnten wie zackigen Sound. Manchmal wird es launig. Das ist dann weniger lustig. schach (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2002)