Wien - Im Stiegenhaus der Wiener VP-Zentrale hängen stolze Plakate aus den Bezirksorganisationen. Etwa: "Tiller und sein Team für Döbling und für's Rathaus." Das könnte vordergründig auch schon das Motto für die Suche des neuen Wiener VP-Chefs sein. Haben sich doch auf den ersten Blick die paar "rebellischen" Bezirkschefs - wie der Döblinger Adolf Tiller - auf ganzer Linie durchgesetzt: Sie hatten bereits Beschlüsse für einen Sonderparteitag gesammelt, um Bernhard Görg zu stürzen. Dass Görg am Dienstagabend betonte, dass die acht notwendigen Beschlüsse nicht geschafft wurden, stimmt zwar - aber nachdem er selbst w.o. gegeben und seinen Rückzug für heuer angekündigt hatte, war es auch nichtmehr notwendig, weiter zu sammeln.

Und: Obwohl diese Bezirke mit ihrer Attacke für eine gehörige öffentliche Schlammschlacht gesorgt hatten, setzten sie sich trotzdem im Parteivorstand durch - und sind nun stärker im Wahlkomitee vertreten: Neben den sechs "Bündischen" werden sechs Bezirksvertreter den neuen Parteiobmann suchen. Trotzdem heißt das noch nicht viel: Erst in der Woche nach Ostern wird beschlossen, welche Bezirke ins Komitee kommen - und ob dies die "Rebellen" sein werden. Und: Das alles heißt noch lange nicht, dass der Beschluss, wer die Wiener VP künftig anführt, tatsächlich von diesen "zwölf Geschworenen" gefällt wird.

Und so wird sich auch zeigen, nach welchen Kriterien nun tatsächlich das neue VP-Oberhaupt gekürt wird. Ob es die "junge, dynamische und kreative" Person ist, wie es Dienstagabend hieß. Oder eine mit maximaler TV-Präsenz. Oder ob vorerst nur jemand mit eisernem Besen die Partei reformiert, während die Frage der Spitzenkandidatur für die nächste Gemeinderatswahl erst nach dem Urnengang im Bund geklärt wird. Oder aber - der worst Case: Dass bündische und Bezirks-Interessen die Auswahl bestimmen.

Und Bernhard Görg wusste schon, wovon er Dienstagabend sprach: "Ich habe die Partei nie mit einem Mädchenpensionat verwechselt. Ich weiß aber auch nicht genau, wie das so ist, in einem Mädchenpensionat und ich werde das jetzt wohl auch nicht mehr ergründen. Das hätte mich vielleicht vor 40 Jahren interessiert."

Andererseits ist nun nach den Querelen der letzten Woche die Türe für das offen, was der Bundesparteichef Wolfgang Schüssel der Wiener Partei abverlangt: Volle Unterstützung für Schwarz-Blau im Nationalratswahlkampf. Und diesen Stempel wird er den Wienern wohl aufdrücken.

Das berührt Bernhard Görg nun nicht mehr. Für ihn könnten die Reminiszenzen aus den 60-er Jahren in einem Raum der Wiener Parteizentrale aufgehängt worden sein. Eine dieser Postillen trägt den Titel: "Sorglos in die Ferien". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2002)