Nahost
Israel wirft UNO "mangelnde Diplomatie" vor
Verärgerung über Veröffentlichung von Annans Protestbrief an Sharon
New York - Nach der Veröffentlichung
eines von Israel als vertraulich eingestuften Schreibens von
UNO-Generalsekretär Kofi Annan an Ministerpräsident Ariel Sharon
hat die israelische UNO-Botschaft den Vereinten Nationen "mangelnde
Diplomatie" vorgeworfen. "Die Taktik, sich der Medien für einseitige
Kritik zu bedienen und Druck auf die Seite auszuüben, die sich gegen
Terror wehrt, statt auf die Terroristen selbst, ist milde ausgedrückt
kontraproduktiv", heißt es in einer israelischen Stellungnahme
vom Mittwoch. Die Stellungnahme bezieht sich auf einen Brief, in dem Annan
Sharon nach den Angriffen der israelischen Armee in palästinensischen
Wohngebieten eine "uneingeschränkte konventionelle Kriegsführung"
vorgeworfen hatte. Das in ungewöhnlicher Schärfe abgefasste Schreiben
war dem Premier am Dienstag vergangener Woche übermittelt worden,
mehrere Tage vor dem Teilrückzug der israelischen Armee aus Ramallah.
Als sich Sharon sechs Tage später immer noch nicht zu Annans Brief
geäußert hatte, gaben die Vereinten Nationen den Wortlaut
an Journalisten weiter.
Im UNO-Sicherheitsrat war die jüngste saudiarabische
Nahost-Friedensinitiative auf allgemeine Zustimmung gestoßen.
Auch die USA sprachen sich für einen palästinensischen Staat aus.
Der israelische UNO-Botschafter Aaron Jacob lehnte jedoch "einen
Kompromiss" entschieden ab und warnte die internationale
Gemeinschaft, dass ein "Paket von Belohnungen" die Palästinenser
nur zu weiteren Gewaltakten ermuntern würde. Kernpunkte des
saudiarabischen Plans sind die Räumung der seit 1967 besetzten
arabischen Territorien und die Aufnahme normaler Beziehungen zwischen
allen Ländern der Region. (APA/dpa)