Wien - Der bisher einzige österreichische
Wirtschafts-Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek starb am 23.
März vor zehn Jahren. Er gilt als einer der bedeutendsten
Wirtschafts- und Sozialwissenschafter des 20. Jahrhunderts, den
Nobelpreis erhielt er gemeinsam mit dem Schweden Gunnar Myrdal 1974
für seine "bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Geld- und
Konjunkturtheorie und ihren tiefgründigen Analysen der
wechselseitigen Abhängigkeit von wirtschaftlichen, sozialen und
institutionellen Verhältnissen". Hayek war als glühender Verfechter
der freien Markwirtschaft bekannt.
Einer Industriellenfamilie entsprungen
Hayek wurde am 8. Mai 1899 als Sohn einer Wiener
Industriellenfamilie in Wien geboren. Nach seinem Studium an der
Universität Wien wurde er 1921 zum Doktor des Rechts und 1925 zum
Doktor der Staatswissenschaften promoviert. Als sein wichtigster
Lehrer und späterer Freund wird der Nationalökonom Ludwig von Mises
angesehen, der die Tradition der "Österreichischen Schule der
Nationalökonomie" nach Carl Menger, Eugen Böhm-Bawerk und Friedrich
Wieser vertrat.
Nach einem zweijährigen Aufenthalt in den USA leitete er von 1927
bis 1931 das Österreichische Institut für Konjunkturforschung und
habilitierte 1929 als Privatdozent für Nationalökonomie und Statistik
an der Universität Wien. Erst 32 Jahre war Hayek alt, als er 1931 als
Professor an die hochangesehene "London School of Economics" ging.
Der wissenschaftliche Ruf, den Hayek schon in jungen Jahren genoß,
gründete sich auf zwei seiner Werke: "Geldtheorie und
Konjunkturtheorie" (Wien 1929) und "Prices and Production" (London
1931). Es waren Arbeiten, die vor allem für die Entwicklung der
Konjunkturtheorie und der Kapitaltheorie von grundlegender Bedeutung
waren.
Monetäre Konjunkturtheorie
Auf dem Gedankengut der österreichischen Schule der
Nationalökonomie aufbauend, entwickelte Hayek eine Variante der
monetären Konjunkturtheorie, die von der einseitig monetären
Erklärung der Konjunkturschwankungen, wie sie damals in England
gepflegt wurde, abrückte und unter den Konjunkturursachen auch realen
(güterwirtschaftlichen) Faktoren Platz einräumte. Hayek hat damit den
Weg zur Lehre zur so genannten synthetischen, polykausalen
Schichtenlehre der Konjunkturursachen freigemacht, die heute als
einzige Konjunkturerklärung vorherrscht. In den dreißiger Jahren war
seine Konjunkturtheorie Gegenstand heftiger Diskussionen.
"Enttäuscht von Österreich"
Von 1950 bis 1962 lehrte Hayek an der Universität Chicago, ab 1962
an der Universität Freiburg/Breisgau, wo er 1968 emeritierte. Neben
zahlreichen anderen Gastprofessuren wurde Hayek 1970 als
Gastprofessor an die Universität Salzburg berufen. "Enttäuscht von
Österreich" und klagend über den "wiederholt erlebten
Forschungsbürokratismus, Belästigungen und fehlende Unterstützung",
so Hayek 1977 in einem Interview mit der "Presse", kehrte der
Wirtschaftswissenschafter 1977 der Universität Salzburg den Rücken,
um sich wieder in Freiburg niederzulassen.
Schon 1938 erwarb Hayek die britische Staatsbürgerschaft. Zu
seinen mehr als 50 Büchern zählte "The Road of Serfdom" (Der Weg zur
Knechtschaft), 1944. In dem Werk, der Verfasser bezeichnete es selbst
als "politisches Buch", verteidigte Hayek leidenschaftlich eine die
persönliche Freiheit sichernde Staats- und Wirtschaftsordnung gegen
die damals aufkommenden Mächte des Totalitarismus.(APA)