Wien - Die Bundesregierung scheint sich einig: Die Vorwürfe, die im Kosovo gegen den österreichischen UNO- Polizisten Martin A. erhoben werden, seien die Folge einer Intrige. Deren Urheber: der Deutsche Michael Steiner, seit Februar dieses Jahres UNO- Sonderbeauftragter für den Kosovo. So sieht es ÖVP- Klubobmann Andreas Khol in einem Gespräch mit dem STANDARD, auch Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel haben sich in diese Richtung geäußert. Zu Berichten, bei den Vorwürfen gegen den "repatriierten" Österreicher handle es sich um eine Intrige Steiners gegen Österreich, sagte der Pressechef der UN-Mission, Simon Haselock, zum STANDARD: "Diese Argumentation ist total absurd." Die UN-Mission habe gar keinen Einfluss auf die Arbeit der weisungsunabhängigen internationalen Strafverfolgern, die den Fall untersuche. Zur Argumentation, dass der Deutsche Steiner nur gegen Österreich vorgehe, wird bei der UN darauf verwiesen, dass gegen einen Deutschen sogar ein Gerichtsverfahren wegen des Verdachts, er habe ein Kriegsverbrechen begangen, eingeleitet worden ist. Der deutsche Botschafter ist dem Vernehmen nach darüber nicht gerade begeistert, akzeptiert aber das angestrengte Verfahren. Widersprüche Auch andere Vorhalte, die in Österreich gegen die UNO und Steiner erhoben werden, werden zurückgewiesen: Bei der UN-Mission im Kosovo, UNMIK, wird etwa darauf verwiesen, dass ein vereinbarter Treffen zwischen Steiner und dem österreichischen Botschafter in Belgrad, Hanns Porias, an dem Tag, an dem der UN-Polizist schließlich ausgeflogen wurde, eine Stunde vor dem vereinbarten Termin von österreichischer Seite ohne Angabe von Gründen storniert wurde. Außenministerin Benita Ferrero- Waldner hatte dagegen behauptet, Steiner hätte sich geweigert, Botschafter Porias in Pristina zu empfangen. Das Außenministerium lässt über seine UN-Vertretung in New York sogar gegen Steiners "befremdliches und absolut unannehmbares Verhalten" formell Protest einlegen. Dem 30jährigen Österreicher wird vorgeworfen, einen Kosovaren bei einem Verhör geschlagen zu haben. Der Mann habe sich auch seine eigenes Grab schaufeln müssen. UNMIK-Chef Steiner sah darin eine Scheinhinrichtung. (afs, völ/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 20.3.2002)