Europa
Bologna: Regierungs- Berater ermordet
Wirtschaftsexperte Marco Biagi von bislang Unbekannten auf offener Straße erschossen
Bologna - Der italienische Wirtschaftsexperte Marco Biagi
ist Dienstagabend in Bologna erschossen worden. Dies berichtete das
italienische Staatsfernsehen RAI. Nach ersten Angaben der Polizei
eröffneten zwei Unbekannte das Feuer auf Biagi, einen Berater von
Arbeitsminister Roberto Maroni, als er mit seinem Fahrrad nach Hause
fuhr. Biagi hatte einen Teil des wirtschaftspolitischen Programms der
Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi verfasst. Die
Behörden vermuten einen politischen Hintergrund hinter dem Attentat. Nicht auszuschließen ist eine Verbindung zwischen dem Anschlag und
den heftigen Protesten gegen die von der Regierung Berlusconi
geplante Aufweichung des Kündigungsschutzes. Für Samstag ist eine
Großdemonstration der Gewerkschaften gegen die umstrittene Reform der
Mitte-Rechts-Regierung geplant.
Der im Jahr 1950 in Bologna geborene Biagi war
Arbeitsrechtsprofessor an der Universität Modena und hat vor kurzem
gemeinsam mit einem ehemaligen italienischen Arbeitsminister ein Buch
über Arbeitspolitik verfasst.
Staatschef Ciampi geschockt
Der italienische Staatschef Carlo Azeglio Ciampi ist nach eigenen
Worten geschockt über den Mord an dem Wirtschaftsexperten Marco
Biagi. In einem Telefonat mit Arbeitsminister Roberto Maroni zeigte
sich Ciampi erschüttert über den Anschlag auf Biagi. Dieser war unter
anderem Berater des italienischen Unternehmerverbands Confindustria
und ein Freund von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi.
Innenminister Claudio Scajola, der sich in Washington aufhielt, brach
seinen USA-Besuch ab und kehrt nach Rom zurück.
Zwei Unbekannte schossen um 20.30 Uhr auf Biagi, als dieser nach
Hause kam. Die beiden Attentäter näherten sich mit einem Motorrad der
Wohnung Biagis im Zentrum von Bologna. Der Oberstaatsanwalt von
Bologna, Luigi Persico, sagte lakonisch: "Es ist ein Signal." Die
Innenstadt wurde nach dem Anschlag für den Verkehr gesperrt.
Der Anschlag auf Biagi erinnert an den Mord an dem
Arbeitsrechtsexperten Massimo D'Antona, der im Mai 1999 vor seiner
Wohnung in Rom von einem Terroristenkommando erschossen worden war.
Zu dem Mord an D'Antona, Berater des damaligen Arbeitsministers
Antonio Bassolino, bekannten sich die damals neu gegründeten Roten
Brigaden. Die Witwe D'Antonas, Olga, erklärte sich am Dienstag über
Biagis Tod entsetzt. (APA)