Wien - Thrombosen sind eine häufige Begleiterscheinung bei Krebs. Bei Operationen und einer gleichzeitigen Chemo- oder Hormontherapie (Tamoxifen, Anm.) ist die Wahrscheinlichkeit solcher Komplikationen um ein Vielfaches höher. Klinische Studien haben nun gezeigt, dass eine vorbeugende Verabreichung einer gerinnungshemmenden Injektion (niedermolekulares Heparin, NMH, Anm.) dieses Risiko erheblich senken kann. Fünf Experten plädierten heute, Dienstag, bei einer Pressekonferenz in Wien für diese prophylaktische Gabe des NMH. Zahlen belegen, dass nach Eingriffen 40 bis 80 Prozent der Krebspatienten von einer Unterschenkelvenenthrombose betroffen waren, wenn sie keine NMH-Prophylaxe verabreicht bekamen. "Diese vorbeugende Gabe ist jedoch noch zu wenig verbreitet", meinte Univ.-Prof. Dr. Johannes Drach von der Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin. "Patienten bekommen diese nur unter besonderen Umständen, wie eben eine Operation, verabreicht", sagte Univ.-Prof. Dr. Ingrid Pabinger-Fasching von der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik. Die Angst der Ärzte davor, das NMH vorbeugend zu geben, bestehe u.a. darin, dass es noch zu wenige Studien gebe, die dieses Problem ansprechen, erklärte Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke, ebenfalls von der Abteilung für Hämatologie. "So ist lediglich für das Mammakarzinom bewiesen, dass eine solche Prophylaxe die Rate an symptomatischen venösen Thromboembolien verringer kann", so Watzke. "Bei allen anderen Tumorentitäten fehlen Daten dieser Qualität." Einige Zahlen lassen auch vermuten, dass der Einsatz von Heparinen einen günstigen Einfluss auf die Tumorerkrankung selbst nehmen könne, sagte Watzke. (APA)