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Wien - Manche Fehler sind nicht mehr zu korrigieren. Falsche Anlegeentscheidungen gehören in diese Kategorie, sagt Klaus Spremann, Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Uni St. Gallen. "Wir wollen alle heute gut schlafen und überlegen uns nicht, ob wir in 30 Jahren bezahlen können, was wir dann brauchen", so Spremann. Überwiegend werden das Dienstleistungen sein, für deren stetige Verteuerung Geld da sein sollte. "Buy-und-Hold-Strategien" reichen nicht aus Spremann wendet sich mit seinem Appell für langfristige Perspektiven an Menschen, die etwas zum Sparen haben. Also an die Generation, die sich und ihre Familie aus dem Gröbsten raushaben - durchschnittlich also die Menschen "40 plus". Sie sollten statt "self made"-Vermögensverwaltung auch Mandate vergeben, weil, so der Professor, "Buy-und-Hold-Strategien reichen in einem sich ständig veränderndem Umfeld nicht aus. Auf stürmischer See braucht man einen Kapitän." Der prominente Finanzexperte bemüht Paulo Coelho auf seinem "Jakobsweg", um sein Publikum zur adäquaten Strategie zu bringen: "Ich suchte mein Schwert um es endlich zu haben bis mir klar wurde, dass ich zuerst mir selbst die Frage beantworten musste, zu welchem Zweck ich es haben wollte." Anstrengende Eigenverantwortung bleibt also nicht erspart - immerhin müsse man gelernt haben, dauernd die richtigen Fragen zu stellen und den Horizont ständig zu erweitern. Weil schließlich auch falsche Partner den Vermögensaufbau verpatzen können. Fehler Damit ist Spreman bei der Fehlerliste, in die auch gehört:
  • ohne Finanzberatung jahrelang selbst zu viel auszuprobieren
  • übertriebene Aktivität mit Hin und Her, wobei sich immer wieder kleine taktische Fehler ansammeln
  • weniger als 50 Prozent Aktien zu besitzen
"Niedrige Aktienquoten sind kurzfristig beruhigend, weil der Ertrag ja stark schwankt - langfristig bringen sie aber den Ertrag", ist der Kernpunkt im langfristigen Konzept Spremanns, der auf Einladung der Gutmann Bank in Wien vortrug und zugleich Gast am Institut für Betriebswirtschaftslehre an der Uni Wien war. Wer 1974 etwa 100 Franken in Aktien investierte, musste sofort einen Rückgang auf 74 Franken verkraften, hatte nach acht Jahren aber 128 Franken in der Tasche, illustriert er. Anleihen brachten im selben Zeitraum 119 Franken. Spremann setzt also bei langfristigen Konzepten auf die langfristig höheren Renditen bei Aktien. Empfehlungen Denn der langfristige Horizont verleiht Sicherheit in der Welt aus Glück und Pech an den Aktienbörsen. Daraus resultiert Spremanns grundlegende Empfehlungsliste:
  • die Aktienquote soll mit rund zwei Dritteln des Anlagevolumens konstant bleiben
  • das Portefeuille soll diversifiziert - möglichst international - sein
  • passives oder nur moderat-aktives Portfoliomanagement, das vor allem auf Veränderungen der Wirtschaftsstruktur achtet.

    Bei entsprechend großen Kapitalvolumina rät er dann zu 100 Prozent Aktienanteil, wobei immer wieder Calls geschrieben werden sollten.

    "Bravo lesen"

    Wie die Veränderungen der Wirtschaftsstruktur möglichst früh zu erkennen seien, beantwortet Spremann: "Lesen Sie nicht die Börsenzeitung, sondern Bravo, dann wissen Sie, wohin die Wirtschaft geht." Damit müsse sich auch jeder selbst die Frage nach "welche Aktien" beantworten.

    Zur Frage der Rendite ermahnt Spremann, "Erwartung" und "Vermutung" zu unterscheiden. Mit 45 bis 70 Prozent Aktien sollten im langen Lauf allerdings mindestens sechs Prozent drinnen sein, wobei die Statistik innert 30 Jahren auch die Chance auf viel mehr, sogar auf "Superreichtum" einräumt. (Karin Bauer, DER STANDARD, Printausgabe 18.3.2002)