Immer mehr Ehen enden vor dem Scheidungsrichter. Gründe für das Scheitern von Beziehungen sind nach einer Analyse, die Dr. Erich Lehner im Auftrag der Katholischen Männerbewegung Österreichs (KMBÖ) erstellt hat, vor allem Probleme in der Kommunikation: In Beziehungen wird wenig über Erwartungen an das eigene Leben gesprochen, über den Lebensstil und wie sich beides im Laufe einer Beziehung verändern kann. Lehner merkt kritisch an, dass es im deutschen Sprachraum praktisch keine Forschung gibt, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzt."Vor allem Männern fällt es schwer, über eigene Gefühle und Erwartungen zu sprechen. Sie haben auch Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Bedürfnissen der Lebenspartnerin." Dazu kommt: Obwohl es immer mehr Männer gibt, die von sich selbst sagen, wie wichtig Partnerschaft und Familie für sie ist, sind sie oft sehr stark an der Berufswelt orientiert und übernehmen kaum oder gar nicht Aufgaben in der Familie sowie im Haushalt. Viele Männer haben nach wie vor Mankos in Sachen Einfühlungsfähigkeit und zuhören können. Das bedeutet nicht, dass sie dazu unfähig sind und jede Scheidung auf diese "typisch männliche" Verhaltensweise zurückgeht. Aber diese Form des Mann-Seins spielt eine zu grosse Rolle, um sie ignorieren zu können. Männerspezifische Angebote ausbauen Lehner fordert neben gezielter Informationsarbeit für Männer über Angebote der Familienberatung und -therapie einen Ausbau der Angebote spezifisch für Männer. Bestehende Beratungseinrichtungen sollten ihr Angebot auch für Paare und speziell für Männer ausweiten, die vor einer Beziehung oder eher am Anfang dieser stehen. Gerade auch die kirchliche Ehevorbereitung sollte verstärkt Menschen früher ansprechen und Schwerpunkte zur Männerarbeit setzen. Letzteres sollte auch im Schul- und Ausbildungsbereich - also möglichst früh noch intensiver umgesetzt werden. Familien- und Berufsarbeit geschlechtergerecht verteilen "Schließlich brauchen wir gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen, die sowohl Familienarbeit als auch Berufsarbeit wirklich geschlechtergerecht verteilen", betont Lehner. Das Modell des Kindergeldes muss weiterentwickelt und es müssen auch auf Ebene von Firmen Maßnahmen getroffen werden, die es Männer wirklich ermöglichen, mehr Zeit für eine Beziehung, für eine Familie zu haben. Erfolgreiche Beispiele gibt es dazu etwa in Skandinavien. Neben flexibleren Angeboten bei der Kinderbetreuung "gilt es 'Tankstellen' für Paare und insbesonders für Männer zu schaffen, möglichst niederschwellige Angebote, für die es auch ohne bürokratische Akrobatakte Förderungen gibt." Paare, die geschlechtergerecht Familie leben wollen, sollten gezielt gesellschaftspolitisch unterstützt werden. Eben auch durch entsprechend geförderte Bildungsangebote. Spezielle Unterstützungs- und Beratungsangebote braucht es auch für Paare in Scheidungssituationen. "Entscheidend ist die Einstellung, dass man/frau sich zwar als Paar auseinandergelebt hat und trennt, aber als Eltern im Interesse der Kinder weiterhin eine geregelte Beziehung aufrecht erhalten will. Diese Scheidungskultur ist noch nicht Allgemeingut." Dazu ist für Lehner erforderlich, dass speziell Männer, noch während aufrechter Beziehung lernen auch eine eigenständige Beziehung zu ihren Kindern aufzubauen. (red)