Für Überraschungen war sie immer gut, die schwarze-blaue Chaostruppe. Insbesondere, wenn es um Österreichs Verstaatlichte ging. Da wurde zwei Jahre lang bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Beschwörungsformel von der Entstaatlichung heruntergebetet, um bei der Halbzeit der Legislaturperiode mit der Überraschung aufzuwarten, dass Verstaatlichung doch besser ist als Privatisierung.Damit auch sicher alle richtig aufhorchen, wird der Richtungswechsel an der Voestalpine ausprobiert. Einst zentnerschwerer Klotz am Geldbörsel der Steuerzahler, ist der im internationalen Vergleich kleine Stahlkonzern zu einem Vorzeigeunternehmen geworden, das für Investoren sehr attraktiv wäre. Wäre, denn wäre die Staatsholding nicht mit 38,7 Prozent beteiligt, dann wäre die Voestalpine noch viel mehr wert. Anstatt nun den Stahlwert anzuheben und zumindest einen weiteren Teil der Voest zu verkaufen, wollen die ÖIAG-Männer ihre Macht in Linz ausbauen und neue Voest-Aktien kaufen. "Um den Wert zu steigern", wie geistvoll argumentiert wird. Wem das nicht genügt - es kommt noch dicker: Da die Re-Verstaatlichung bei den Finanzinvestoren - Überraschung! - nicht so gut angekommen ist, verspricht die ÖIAG den bereits am gesunden Menschenverstand zweifelnden Geldanlegern, sich eh bald wieder auf 25 Prozent zurückzuziehen. In Wahrheit aber macht die ÖIAG nur eines: Sie erkauft sich ihre Macht bei der Voest auf Kosten des Steuerzahlers. Dabei sollte sie aber nicht vergessen, dass die Österreicherinnen und Österreicher in den Achtzigerjahren fast sechs Milliarden Euro für die Sanierung der Verstaatlichten geblecht haben. Und dieses Geld lässt sich nie mehr verdienen, schon gar nicht mit der irren Wertsteigerungsstrategie. (DER STANDARD, Printausgabe 16.3.2002)