Berlin - Der bekannte deutsche Freizeitforscher Horst Opaschowski sieht eine Rennaissance der Reiseziele der 60er-Jahre als Reaktion auf die Terroranschläge. Deutsche Urlauber würden vor allem gut mit dem Auto und der Bahn ansteuerbare Ziele bevorzugen. Von diesem Trend zu Nahzielen profitierten Österreich und Italien, aber auch Feriengebiete in Deutschland. Opaschowskis Einschätzungen werden durch die am Freitag veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes bestätigt: Die Zahl der von Deutschland ins Ausland geflogenen Passagiere ist aufgrund der Konjunkturflaute und der Terroranschläge im vergangenen Jahr teilweise stark zurückgegangen. Die Passagierzahl ist im Jahr 2001 insgesamt auf 48,6 Millionen zurückgegangen - ein Minus von 1,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2000. Unter den klassischen Urlaubszielen gab es teilweise zweistellige Verluste. Spanien verlor mit knapp 8,8 Mio. Fluggästen acht Prozentpunkte, die Dominikanische Republik mit 369.000 Fluggästen gar 22,4 Prozent ihrer Gäste. Erwartungsgemäß flogen auch weniger Passagiere in die Vereinigten Staaten. Der Rückgang betrug 3,9 Millionen, was ein Minus von 9,4 Prozentpunkten ausmacht. Der weltweite Tourismus ist im Jahr 2001 um 1,3 Prozentpunkte zurückgegangen. Gunst der Stunde Auf diesen Trend zu Nahzielen setzt auch die Österreich Werbung bei der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin. Unter dem Motto "Österreich erleben mit allen Sinnen" präsentieren sich in drei Pavillons auf der weltgrößten Reisemesse bis Mittwoch rund 100 österreichische Organisationen - so viel wie nie zuvor. Die Österreich Werbung hat unmittelbar nach den Anschlägen vom 11. September reagiert und eine "Nahmarktinitiative" gestartet. Dafür wurden 2,2 Millionen Euro lockergemacht. Da noch immer jeder zweite Urlauber in Österreich aus Deutschland kommt, wird vor allem auf den deutschen Markt gesetzt: Es ist geplant, zusätzliche Mittel für eine verstärkte TV-Werbung einzusetzen. Zumindest für Wien scheinen sich die Anstrengungen zu lohnen. Der Wien-Tourismus freut sich über sein bisher bestes Februar-Ergebnis. Mit 369.000 Nächtigungen konnte gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres ein Plus von 7,5 Prozent eingefahren werden. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Printausgabe 16.3.2002)