Wien - Die österreichischen Versicherungsmakler nehmen nun die "Überschwemmung des Marktes durch unqualifizierte Versicherungsverkäufer" ins Visier. Besonderer Dorn im Auge sind den Maklern die geplanten "Kaffeesieder-Polizzen". Man wolle die Pläne des Hamburger Tchibo-Konzerns, nach Deutschland nun auch in Österreich Pensionsversicherungen anzubieten, "mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen", kündigte Rudolf Mittendorfer, der Obmann des Wiener Landesgremiums der Versicherungsmakler, an. Zunächst soll in einem Prüfungsverfahren festgestellt werden, wie der von Tchibo beabsichtigte Vertriebsweg für die Polizzen aussehen soll, danach würden die gewerberechtlichen Voraussetzungen geprüft. Im Raum stehe der Verdacht des unlauteren Wettbewerbs, so Mittendorfer. Massive Kritik Besonders massive Kritik übten die Makler an der Tatsache, dass die Vermittler der Versicherungen gegenüber den Kunden nicht offen legen müssten, in welcher Eigenschaft sie die Polizzen verkaufen. "Man darf die persönliche Vorsorge nicht nebenberuflichen Polizzenverkäufern wie Kfz-Händlern, Postbeamten, Eisenbahnern oder Gemeindebediensteten überlassen", so Mittendorfer. Die Konsumenten würden dabei nicht nur auf objektive Beratung, sondern auch auf maßgeschneiderte Produkte und die persönliche Betreuung im Schadensfall verzichten. Es habe schon seine Berechtigung, dass der Beruf des Versicherungsmaklers auch nach der jüngsten Gewerberechtsreform ein reglementiertes Gewerbe bleibe, sagte Mittendorfer. Damit habe auch der Gesetzgeber anerkannt, "dass unabhängige und objektive Beratung nicht von jedermann durchgeführt werden kann". Tchibo-Geschäftsführer Harald Mayer war für den S TANDARD aufgrund einer Auslandsreise am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (zwi, DER STANDARD, Printausgabe 16.3.2002)