Microsoft
Ballmer: Internet macht Menschen nicht zu Aliens
Web soll zwischenmenschliche Kontakte verstärken - Potenzial für digitales Marketing - Partnerschaften mit Content-Anbietern
Einen Wandel in der Art und Dauer der Mediennutzung
durch die zunehmende Vernetzung und die hohen Wachstumsraten bei
mobilen Internet-Zugängen ortete Microsoft
-Chef Steve Ballmer,
gestern, Donnerstag, bei einer Rede vor Vertretern der Werbeindustrie
in Brüssel. Internet-User seien aktiver, konzentrierter und würden
die Kontrolle über das Medium übernehmen, sieht Ballmer Unterschiede
zu klassischen Medien.
Widerspruch
Außerdem widersprach Ballmer Zeitungsberichten, die behaupten, das
Internet würde die Menschen zu "Aliens" machen würden. Im Gegenteil:
Das Web verstärke die zwischenmenschlichen Kontakte und
Möglichkeiten, auch für die Werbebranche.
Verteiltes Lesen
Im Gegensatz zur Tageszeitung, die entweder morgens oder abends
gelesen werde, sei die Online-Nutzung über den ganzen Tag verteilt.
"Die Leute rufen bereits in der Früh ihre E-Mails ab, suchen am
Vormittag gezielt nach Informationen, informieren sich zu Mittag über
Aktienkurse und Sportnachrichten und sehen sich später
Live-Übertragungen im Web an", so Ballmer. Dies sei eine große
Chance, um Zielgruppen gezielt und interaktiv ansprechen zu können,
Marken zu positionieren und die Verkäufe zu steigern.
Werbung
Im Zentrum der Business-Strategie von Microsoft stehe MSN
(Microsoft Network) mit mehr als 270 Millionen Besuchern im Monat.
Dieser Internetdienst führe die bei Usern besonders beliebten
Online-Services, speziell Kommunikation (Hotmail, Messenger) und
Web-Suche, ergänzt um Unterhaltung und Information zusammen und soll
der Werbebranche helfen Marken zu positionieren ("Branding") und
stärkere Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Erst im September
hatte Microsoft bekannt gegeben, 30 Millionen Dollar (34,3 Millionen
Euro) in ein digitales Marketing-Programm für Europa zu investieren.
Offenheit
"Mit dieser Strategie wollen wir einen Schritt auf unsere
Werbepartner zugehen. Wir bieten den Usern ein integriertes Netzwerk
an Dienstleistungen, die einfach zu bedienen sind und helfen Zeit zu
sparen", ergänzte Judy Gibbon, Vice President bei MSN. Lösungen, die
früher nur für die Industrie leistbar gewesen seien, stünden nun
allen offen.
Sinnfrage
"Das MSN-Geschäftsmodell macht Sinn", sagte Ballmer. "Und wir
werden diese Plattform immer weiter vorantreiben, denn wir sehen das
als strategisches Investment." Zudem werde man nun die Kooperationen
mit Finanzunternehmen und Content-Anbietern ausbauen. Durch diese
Partnerschaften solle der Mitbewerb "klar outperformed" werden. Auf
der Computer-Messe CeBIT haben Microsoft und die Deutsche Telekom
bekannt gegeben, eine Allianz bei Internet-Diensten für Handys und
mobile Computer geschlossen zu haben. Dabei sollen Telekom-Kunden
spezielle Services von MSN nutzen können. (APA)