Lange vor allen anderen Parteien haben die Grünen ihre Personalrochaden zur Befestigung einer Kampflinie abgeschlossen, die primär auf ein Ziel ausgerichtet ist: Erfolg bei Landtags- und Nationalratswahl. Die kann ab April kommen, geben sich die Grünen kampfeslustig. Wien - Mit der Erweiterung der Parteispitze wollen die Grünen heute ihre Vorbereitung auf die kommenden Wahlauseinandersetzungen auf Bundes- und Länderebene abschließen. Als Stellvertreterinnen für Bundessprecher Alexander Van der Bellen wird der erweiterte Parteivorstand die Umweltsprecherin Eva Glawischnig und die Spitzenkandidatin für die niederösterreichische Landtagswahl, Madeleine Petrovic, bestätigen. Mit Karl Öllinger als stellvertretendem Klubobmann haben die Grünen künftig also ein Führungsquartett an der Spitze. Bundessprecher Van der Bellen wird damit entlastet, die "Verantwortung nach innen und außen klar umrissen", wie Parteisprecher Lothar Lockl es ausdrückt. Damit können sich die Grünen ganz den inhaltlichen und strategischen Vorbereitungen für zwei Wahlauseinandersetzungen widmen, die entscheidend für ihre Zukunft sein werden: die niederösterreichische Landtagswahl und die Nationalratswahl. Besonders Erstere wird, so die grüne Überlegung, wesentlichen Einfluss auf die Nationalratswahl nehmen und, sollten sich die Meinungsumfragen bestätigen, die Spannungen in der Regierungskoalition noch verstärken. Der Schachzug, die aus der Bundespolitik mit besten Bekanntheitswerten ausgestattete Petrovic in Niederösterreich gegen "Hausherrn" Erwin Pröll ins Rennen zu schicken, ist einer Erhebung des Niederösterreich-Anzeiger zufolge voll aufgegangen. Lokales Hoch für Grün Bei der Sonntagsfrage dürfte Petrovic mit doppelt so vielen Stimmen wie zuletzt rechnen, die Grünen kämen auf zehn Prozent (1998: 4,4 Prozent) und hätten eine dramatisch abstürzende FPÖ (1998: 16,1 Prozent) eingeholt. Mit 98,2 Prozent liegt Petrovic im Bekannntheitsgrad nur knapp hinter Pröll. Das könnte wiederum Rückwind für die Nationalratswahl geben. "Wir stehen erstmals vor der Situation, nicht nur grüne Kernwähler anzusprechen, sondern auch tief in die Wählerschichten von ÖVP und Liberalen einzudringen", meint Lockl. Die thematische Verbreiterung der Grünen werde durch das Führungsquartett perfekt abgedeckt: Umwelt, liberaler Rechtsstaat, Grundlagen der Demokratie, Sozialpolitik, Frauenthemen und die EU-Erweiterung zählen ja bereits jetzt zu den Hauptagenden von Glawischnig, Öllinger, Petrovic und Van der Bellen. Einig sind sich die vier auch in der Anlage der Rolle, welche die Grünen künftig spielen sollen, sagt Lockl: "Als eigenständiger Akteur auf der politischen Bühne, keinesfalls als Beiwagerl der SPÖ. Der zentrale Gegner bleibt die FPÖ, die wir mittelfristig überholen wollen. Intern sind wir ab April für Neuwahlen gerüstet." (kob) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 15.3.2002