Paris - Die beiden Insassen einer Tiefkühlgruft in Frankreich, deren ordnungsgemäße Bestattung am Mittwoch gerichtlich angeordnet worden war, sollen nun zum Gegenstand einer Volksabstimmung in den USA werden. In der Tat machte Jim Miller, Bürgermeister von Nederland im Bundesstaat Colorado, den Vorschlag, die Leichen des Arztes Raymond Martinot und seiner bereits 1984 verstorbenen Lebensgefährtin auf seinem Gemeindegebiet zu "beherbergen". Vordem wolle er die Bürger von Nederland allerdings in einem Referendum um Erlaubnis fragen.Zum Leben erwecken Der im Februar verstorbene Doktor Martinot ließ sich durch Schriften des Science-Fiction-Autors Jules Verne davon überzeugen, dass es die Fortschritte der Medizin in späteren Jahrzehnten erlauben werden, tiefgefrorene Leichen wieder zum Leben zu erwecken. Er hatte dem Leichnam seiner Freundin daher Koservierungsstoffe injiziert und ihn in die Kühlkammer seines Loire-Schlosses von Preuil in Nueil-sur-Layon geschafft. Seit Februar liegt der Franzose bei minus 60 Grad Celsius an der Seite seiner Lebesgefährtin. Bestatten oder verbrennen Die französischen Behörden befanden allerdings, dass ein solches Vorgehen unzulässig sei. Das Landgericht im westfranzösischen Saumur ordnete den Erben Martinots daher an, die Leichen entweder unter die Erde zu bringen oder zu verbrennen. Der Sohn des verstorbenen Paares, Remy Martinot, hielt den Bedenken des Gerichts vergeblich entgegen, dass in den USA derzeit unbehelligt rund 90 tiefgefrorene Leichen von Wissenschaftsgläubigen lagern. Das Gericht von Saumur hielt beinhart an den geltenden Bestattungsregeln fest. Aufgetaute Gefahr für öffentliche Gesundheit Am Freitag kam dann der "rettende" Vorschlag aus den USA. "Wenn die Leichen auftauen würden, dann wäre dies ein Problem für die öffentliche Gesundheit, dann könnten die Behörden eingreifen. Unter den gegebenen Umständen sehe ich allerdings nicht ein, was so übel daran sein soll, tiefgefrorene Körper zu lagern", erklärte der Bürgermeister von Nederland, ein überzeugter Anhänger der Cryogenie. Zum Ausgang des Referendums meinte der Bürgermeister: "Wir haben schon seit langem die Tradition, ausländische Tote zu empfangen. Ich bin sicher, dass die Wähler die Aufnahme der beiden Franzosen befürworten würden." In Nederland befindet sich bereits seit 1989 ein tiefgekühlter Norweger namens Breda Morstoel. (APA)