Asien & Pazifik
Hindu-Fundamentalisten feiern Ritual für Tempelbau
Keine Unruhen bei Zeremonie unter Polizeibewachung
Ayodhya/Indien - Hindu-Fundamentalisten haben in Ayodhya
im Norden Indiens unter scharfer Polizeibewachung das Ritual für den
Baubeginn eines umstrittenen Tempels gefeiert. Die Behörden sorgten
dafür, dass die Zeremonie am Freitag nicht auf dem Gelände der 1992
von Hindu-Fanatikern zerstörten Moschee aus dem 16. Jahrhundert
stattfand. Die befürchteten Unruhen zwischen Hindus und Moslems
blieben deshalb aus. Die Polizei hatte die kleine Stadt weiträumig abgesperrt und mehr
als 300 Fundamentalisten festgenommen. 5000 Polizisten waren im
Einsatz. In Bombay und anderen Landesteilen wurden mehr als 10 000
Menschen festgesetzt, um den Ausbruch neuer Unruhen zu verhindern.
Regierungschef Atal Behari Vajpayee von der Hindu-Partei BJP schickte
einen hohen Beamten nach Ayodhya, der an dem Hindu-Ritual "Shila
Daan" (Steinübergabe) teilnahm, das der Grundsteinlegung voraus geht.
Der Streit um Ayodhya führt schon seit Jahrzehnten zu Spannungen.
Hindus glauben, dass dort vor Urzeiten der Gott Ram geboren wurde.
Die Fundamentalisten sagen, die moslemischen Mogulkaiser hätten einen
Ram-Tempel zerstört, um an seiner Stelle die Babri-Moschee zu bauen.
Deren Abriss löste 1992 Unruhen aus, bei denen 2000 Menschen getötet
wurden. Vor zwei Wochen kam es wegen des geplanten Tempelbaus zu
einer neuen Welle der Gewalt mit mehr als 700 Todesopfern. (APA/dpa)