International
Aids größere Bedrohung als "Schurkenstaaten"
US-Präsident bezeichnet Epidemie als "Völkermord" und diskutiert mit U2-Sänger Bono über US-Hilfsinitiative
Washington - Der irische Rocksänger Bono und US-Präsident
George W. Bush haben sich am Donnerstag zu einem Gedankenaustausch
getroffen. Bei dem Gespräch im Weißen Haus ging es vor allem um die
Ausbreitung der Aids-Epidemie sowie eine neue amerikanische
Hilfsinitiative für die Dritte Welt. "Ich bin eine Pest, ein Stein im Schuh vieler in dieser Stadt",
sagte Bono bei einem anschließenden Pressegespräch. Zwar sei es für
ihn als Rock-Star einfacher und schicker, vermummt auf die Barrikaden
zu gehen. Er glaube aber, dass er mit Gesprächen auf politischer
Ebene mehr bewirken könne.
"Bestimmende Krise unserer Zeit"
Der Rockmusiker nannte die Aids-Epidemie die "bestimmende Krise
unseres Zeitalters". Sie stelle eine größere Bedrohung dar als die so
genannten Schurkenstaaten, selbst als der irakische Diktator Saddam
Hussein, sagte der Ire mit einem indirekten Seitenhieb auf den
amerikanischen Präsidenten.
Bush, der Bonos Engagement lobte, bezeichnete die Epidemie
Berichten zufolge als "Völkermord", ohne jedoch einen Verursacher zu
benennen. Dabei habe der US-Präsident bildlich gesprochen, um das
Ausmaß der Tragödie zu verdeutlichen, erklärte der Sprecher des
Weißen Hauses, Scott McClellan, später die Wortwahl des Präsidenten.
Während seines Besuches behielt Bono die ganze Zeit seine
Sonnenbrille auf. Er verleihe sein Markenzeichen nicht mehr, nicht
einmal an Bush, meinte der Sänger augenzwinkernd. Das letzte Mal habe
er seine Brille an den Papst verliehen, und der habe sie behalten. (APA/AP)