London - Schüler, die während einer Schularbeit Kaugummi
kauen, können nach Erkenntnissen britischer Forscher bessere Noten
erzielen. Demnach steigt die Fähigkeit, sich an bestimmte Wörter oder
Zahlen zu erinnern, um bis zu 35 Prozent, wenn man beim Nachdenken
Kaugummi kaut.
Lucy Wilkinson vom Neurologischen Institut der Universität von
Newcastle sagte dazu am Donnerstag im "Daily Telegraph", Kaugummi zu
kauen könne sich bei Prüfungen von Vorteil erweisen, "obwohl man im
Moment in den Klassenräumen nicht gerade dazu ermutigt wird". Die
"Times" folgerte: "Es scheint, dass all die Lehrer, die den Schüler
in der hintersten Bank immer aufgefordert haben, sofort seinen Kaugummi
auszuspucken, genau das Falsche getan haben."
Die Testgruppen
Wie Wilkinson und ihr Kollege Andrew Scholey bei der
Jahreskonferenz der Britischen Psychologischen Gesellschaft
erläuterten, wurden für die Untersuchung drei Gruppen von jeweils 25
Freiwilligen getestet. Die erste Gruppe kaute nichts, die zweite
Gruppe kaute Kaugummi, und die dritte Gruppe kaute, ohne etwas im
Mund zu haben. Während des 25-minütigen Experiments wurde unter
anderem das Kurzzeitgedächtnis der Testpersonen getestet. Sie mussten
zum Beispiel versuchen, Telefonnummern zu behalten.
Dabei schnitten diejenigen, die Kaugummi kauten, mit Abstand am
Besten ab. Diejenigen, die gar nicht kauten, erzielten die
schlechtesten Ergebnisse. Auffällig war, dass das Herz der Kaugummi-
Kauer nach dem Test drei Schläge pro Minute schneller schlug als das
der Nicht-Kauer und 1,5 Schläge schneller als das der "Schein-Kauer".
Es sei bekannt, dass Kauen die Herzfrequenz steigere, was wiederum
mehr Sauerstoff und mehr Nährstoffe ins Gehirn bringe, sagte Scholey.
Außerdem werde dadurch die Produktion von Insulin angeregt, was den
Teil des Gehirns anrege, der für Erinnerungen zuständig sei.
Vorteil im "Kampf ums
Überleben"?
Der Mechanismus müsse irgendwann einen Vorteil im "Kampf ums
Überleben" gehabt haben, sagte Scholey. "Wir glauben aber nicht, dass
es irgendetwas mit dem Kaugummi selbst zu tun hat, sondern dass es um
den Widerstand durch den Kaugummi, um das Kauen selbst geht", sagte
Scholey.
Ähnliche Erkenntnisse zum Lernerfolg mittels Kaugummi hatte auch
der Gedächtnis-Forscher Siegfried Lehrl (Universität Erlangen-
Nürnberg) bereits 1999 in einer Studie mit 123 Schülern gewonnen. (APA/dpa)