Die Idee des Regierungsberaters Wolfgang Mazal, das Pensionsalter kinderloser Frauen anzuheben, ist zu Recht in der Versenkung verschwunden. Nun überlegt sein Kollege Ulrich Runggaldier, das Pensionsalter aller Frauen ab 2005, nicht erst wie geplant ab 2019, an das der Männer anzupassen.

Auch wenn Runggaldier von Politikern Ablehnung entgegenschlägt, Wirtschaftsforscher denken anders. Denn derzeit sticht Österreich im EU-Vergleich zweifach hervor: Es ist (mit Griechenland) das letzte Land, das unterschiedliche Pensionsgrenzen erhält. Und es weist die größte Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen auf. Sehr österreichisch wird Verschiedenes verknüpft: Frauen verdienen viel weniger als Männer, leisten mit Pflege und Erziehung den Großteil unbezahlter Arbeit - und dürfen dafür gnädigerweise früher in Pension.

Ein kurioses Kompensationsgeschäft mit Problemen: Erstens ist das niedrigere Pensionsalter oft der Vorwand, nichts gegen die Benachteiligung im Berufsleben unternehmen zu müssen. Zweitens führt die Altersgrenze dazu, dass Frauen früher als Männer als "zu alt" gelten - und mit Minipensionen (die Hälfte unter 580 Euro) aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden.

In ein paar Jahren braucht der Arbeitsmarkt mehr Frauen. Ab dann lässt sich über frühere Abwicklung des Kompensationsgeschäfts Pensionsalter reden - allerdings nur mit ausreichenden Gegengeschäften, von anständiger Anrechnung der Kinderbetreuungszeiten bis zu Kollektivverträgen, die typisch weibliche Berufe nicht schlechter bewerten. Die schlechteste Variante ist, wie bisher nichts gegen Diskriminierung bei Verdienst und Aufstieg zu unternehmen und das unterschiedliche Pensionsalter 2019 auslaufen zu lassen. Damit hätten Frauen, die derzeit jünger sind als 34, alle Nachteile gleichzeitig. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 14.3.2002)