Nach Großbritannien, wo er auf die offenen Ohren von Premier Tony Blair zählen konnte, reiste US-Vizepräsident Dick Cheney am Dienstag auf seiner Zwölf-Länder-Tour nach Jordanien weiter. Dort hat König Abdullah zuletzt noch einen Vize empfangen: Saddams verfassungsmäßige Nummer zwei - was natürlich nichts über reale Macht aussagt - Izzat Ibrahim ad-Duri hat außer Amman auch Damaskus besucht, um den arabischen Brüdern Widerstand gegen die amerikanischen Angriffsgelüste zu empfehlen.

Saddam Hussein, dem der Kärntner Landeshauptmann mit Spenden zu Hilfe eilen muss, hat dabei ein starkes Argument: Geld, genauer gesagt, Öl und Geschäfte. Jordanien und Syrien hängen am Tropf billigen irakischen Öls; alle arabischen Länder, besonders Ägypten, machen höchst lukrative Geschäfte - meist ganz legal unter dem "Öl für Nahrungsmittel"-Abkommen der UNO. Aber Saddam hat es auch immer noch bar: Jeder palästinensischen Familie, die einen Toten zu beklagen hat, will er ab jetzt 25.000 US-Dollar (bisher 10.000) geben, jedem Verletzten 1000 und für jedes zerstörte Haus 5000. Das ist eine PR, der die anderen arabischen Regime nichts entgegenzusetzen haben.

Entsprechend nervös werden sie nun verfolgen, wie viel - oder wie wenig - die europäischen Verbündeten gegen die US-Angriffspläne opponieren. In der EU scheint sich die Linie durchzusetzen, dass man auf alle Fälle dem Irak die Chance geben muss, wieder UNO-Inspektoren zuzulassen. Dazu wollen einige sogar den EU-"Außenminister" Javier Solana zur Vermittlung nach Bagdad schicken (der am Dienstag in Wien Überlegungen über diese Mission bestätigte). Ob die Europäer Washington damit eine Freude machen, sei dahingestellt. Dort sind die Hardliner der Meinung, dass eine Wiederaufnahme der Waffeninspektionen nur ein nicht willkommenes Ver- zögerungsmanöver Saddams wäre. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 13.3.2002)