Geschlechterpolitik
Sieben afrikanische Mädchen genital verstümmelt
Eltern aus Mali in Frankreich vor Gericht
Paris - Wegen der Beschneidung von sieben afrikanischen
Mädchen wird ab Mittwoch in Frankreich zwei Männern und drei Frauen
aus Mali der Prozess gemacht. Die Angeklagten müssen sich vor dem
Strafgericht in Bobigny bei Paris wegen Körperverletzung und
"dauerhafter Verstümmelung" verantworten, weil sie bei ihren eigenen
Kindern in jungen Jahren die Beschneidung der Klitoris vornehmen
ließen. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft. Wegen Verfahrensproblemen
kommen die Taten, die bereits Ende der 80er Jahre verübt wurden, erst
jetzt vor Gericht.18 Monate altes Mädchen betroffen
Aufgedeckt wurden die Fälle im Juli 1990, als in einem Krankenhaus
in Saint-Denis bei einem 18 Monate alten Mädchen die Verstümmelung
der Genitalien von Kinderärzten festgestellt wurde. Die 31-jährige
Mutter sagte den ErmittlerInnen, die Beschneidung sei nach den
Gepflogenheiten in ihrem afrikanischen Heimatstaat Mali erfolgt. Nach
ihren Angaben wurde die Operation bei einer befreundeten Familie aus
Mali vorgenommen.
Sechs weitere Mädchen der gleichen Familie
Die weiteren Nachforschungen ergaben, dass in dieser Großfamilie
sechs weitere Mädchen wenige Monate nach der Geburt beschnitten
worden waren. Die beiden Mütter gaben zu, damit eine Frau beauftragt
zu haben, die für jede Beschneidung umgerechnet rund 30 Euro erhielt.
Diese Frau konnte von den Ermittlern nicht ausfindig gemacht werden.
Die beiden Väter sagten aus, sie hätten nichts von dem in Frankreich
geltenden Beschneidungsverbot gewusst. In dem Prozess treten die
Internationale Frauenrechtsliga und die Vereinigung SOS Femmes
Alternatives als Nebenklägerinnen auf. Mit der Urteilsverkündung wird
am Freitagabend gerechnet.
Zwei Millionen Mädchen pro Jahr
Weltweit werden nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) jedes Jahr zwei Millionen Mädchen beschnitten. Außer der
Klitoris werden in vielen Fällen auch die kleinen oder großen
Schamlippen verstümmelt. Zahlreiche Mädchen verbluten nach dem
Eingriff oder sterben an Infektionen. In den vergangenen Jahren hat
ein weltweiter Kampf gegen die Beschneidung eingesetzt. (APA/AFP)