Wien - In dem vor der Schließung stehenden, zum deutschen Continental-Konzern gehörenden Semperit-Reifenwerk in Traiskirchen stehen die Zeichen auf Sturm: Auf einer kurzfristig einberufenen Belegschaftsversammlung haben die Mitarbeiter am Dienstag beschlossen, den Abtransport von Maschinen "mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" zu verhindern. Damit soll der Hannoveraner Reifenkonzern gezwungen werden, "Klartext zu reden und die Wahrheit zu sagen", sagte der Betriebsratschef der Semperit Reifen, Alfred Artmäuer, am Dienstag nach der Versammlung. Die Geschäftsführung des Semperit-Reifenwerks stoppte daraufhin Vorbereitungen auf einen Abtransport von Produktionsanlagen bis nächsten Dienstag. Dann sollen laut Geschäftsführer Hans G. Hirschl auch "Entscheidungsträger" aus dem Continental-Konzern bei einer Aufsichtsratssitzung in Traiskirchen sein. Klartext "Die Maschinen, die abgebaut werden könnten, sind genau jene Anlagen, die hier bleiben und verkauft werden müssten, wenn die Produktion in Traiskirchen von einem anderen Eigentümer weiter geführt werden soll", erläuterte Artmäuer die Beweggründe der Belegschaft. "Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder man sagt, wir verhandeln ernsthaft, dann muss man die Verhandlungen bis zum Ende abwarten; oder man sagt, man sperrt definitiv zu. Aber beteuern verhandlungsbereit zu sein und gleichzeitig die Maschinen abbauen geht nicht." Verhandlungen Der Hannoveraner Reifenkonzern Conti hatte im Dezember die Schließung der Reifenproduktion in Traiskirchen angekündigt. Mitte des Jahres dürften damit rund 950 Beschäftigte des Reifenwerks ihre Arbeit verlieren. Weitere gut 300 Mitarbeiter außerhalb der Reifenproduktion sollen noch ein oder zwei Jahre Beschäftigung finden. Nach dem Schließungsbeschluss vom vergangenen Dezember hatte Conti zugesichert, den Standort und die dafür notwendigen Anlagen an einen allfälligen Investor verkaufen zu wollen. Seit Jänner verhandelt der österreichische Industrielle Mirko Kovats (Emco, ATB) - freilich mit Unterbrechungen - um eine Übernahme der Semperit Reifen. Von der Transportblockade der Belegschaft nicht betroffen sind moderne Anlagen zur "modularen" Produktion von Pkw- und Lkw-Reifen, deren Abzug schon seit längerem fest steht. (APA)