Mensch
Wiener Ärzte testen Wirksamkeit von Brustkrebs-Therapie
Schon nach einer Woche kann Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens auf monoklonale Antikörper errechnet werden
Wien/San Francisco - Schnelle Auskunft darüber, ob die
derzeit modernste "biologische" Therapie bei bestimmten
Brustkrebserkrankungen hilft: Ärzte von der Klinischen Abteilung für
Onkologie (Leitung: Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski) am Wiener
AKH haben eine Testmethode entwickelt, mit der sie bereits eine Woche
nach der ersten Infusion des Medikaments "Herceptin" die
Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens der Patientin mit einem
fortgeschrittenem Mammakarzinom errechnen können. Der Hintergrund: Bei bestimmten Fällen von Brustkrebs bietet eine
zunächst acht bis zwölf Wochen dauernde Behandlung mit dem aus
monoklonalen Antikörpern bestehenden Präparat "Herceptin" einen
bedeutenden Fortschritt. Bei Frauen, welche an einem Tumor leiden,
dessen Zellen an der Oberfläche den HER-2/neu-Rezeptor vermehrt
ausbilden, könnten die monoklonalen Antikörper diese Andockstelle für
Wachstumsfaktoren blockieren und so das Wachsen des Tumors hemmen.
Prinzipiell kommen 25 bis 30 Prozent der Mammakarzinome für eine
solche Therapie in Frage. Die Behandlung ist kostenaufwändig,
außerdem sprechen nicht alle Patientinnen an.
Die Idee dahinter: Fällt die Menge dieses Proteins im Blut von
Brustkrebs-Patientinnen stark ab, die mit dem Antikörper-Medikament
behandelt wurden, sollte das ein Hinweis auf eine Wirksamkeit der
Therapie sein. Der Wiener Arzt: "Im Rahmen einer Studie haben wir
diesen Ansatz bei 55 Patientinnen und unter Verwendung von rund 1.000
Blutserum-Proben überprüft." Das erfolgte bisher im Nachhinein, um
überhaupt einmal die Realisierbarkeit des Konzepts zu überprüfen. Die
Experten vergleichen "einfach" die Menge an dem Protein vor und nach
der ersten Infusion von "Herceptin".
Fortschreiten der Erkrankung wird berechenbar
Bei den Untersuchungen am Wiener AKH stellte sich heraus, dass die
Testung auf die Veränderung der Menge an dem "verdächtigen" Protein
im Blut von Brustkrebspatientinnen gute Hinweise auf einen zu
erwartenden Behandlungserfolg geben kann. Dr. Wolfgang Johannes
Köstler: "Fällt die Menge an HER-2/neu ECD-Protein beispielsweise in
der ersten Woche nach der ersten Infusion von 'Herceptin' um 50
Prozent ab, liegt die Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens auf die
Behandlung bei rund 80 Prozent."
Bei ausreichender Sicherheit auf einen Therapieerfolg kann den
Betroffenen damit eine belastende Chemotherapie erspart werden.
Andernfalls - wenn keine Wirksamkeit absehbar ist - können die Ärzte
sofort mit der zusätzlichen Gabe von Zytostatika reagieren. Die
Angelegenheit kann auch ökonomisch bedeutsam werden, weil jede
durchgeführte unwirksame Behandlung Geldverschwendung bedeutet. (APA)