Inland
Klestil: Unis nicht nur an wirtschaftlichen Maßstäben messen
Bundespräsident mahnt offenen Zugang ein
Wien - Bundespräsident Thomas Klestil begrüßt die geplante
Universitätsreform, fordert aber gleichzeitig dazu auf,
"sicherzustellen, dass die Universitäten nicht nur an
wirtschaftlichen Maßstäben gemessen werden". Die Unis seien seit
jeher Stätten der Lehre und Forschung, die Freiraum für kreatives
Denken und Handeln bieten würden "und das soll auch in Zukunft so
bleiben", betonte Klestil in der von seinem Kabinettsdirektor Helmut
Türk verlesenen Ansprache bei einer Sub auspiciis-Promotion an der
Universität Wien anlässlich des 637. Gründungstages der "Alma Mater
Rudolphina Vindobonensis". Klestil hatte seine Teilnahme an der
akademischen Feier wegen des Staatsbesuchs des iranischen
Staatspräsidenten Seyed Mohammad Khatami in Österreich kurzfristig
absagen müssen." Das Staatsoberhaupt sieht in den österreichischen Unis
"ausgezeichnete Bildungsstätten mit hochqualifiziertem Lehrpersonal
und ambitionierten Studierenden". Von den geplanten Reformen erhofft
er daher eine weitere Verbesserung der Universitätsstruktur und eine
Anpassung an die Erfordernisse der heutigen Zeit. Erneut mahnte
Klestil bei der akademischen Feier im Zusammenhang mit der Einführung
von Studiengebühren, dass "der offene Zugang zum akademischen Studium
für jeden gewährleistet sein muss - und zwar unabhängig vom
Einkommen".
Bei der Sub-auspiciis-Promotion erhielten insgesamt sieben
Absolventen der Uni Wien den Ehrenring der Republik. Sie mussten
dafür die Oberstufe mit lauter Einsern und die Matura mit
Auszeichnung absolviert und an der Uni alle Diplomprüfungen sowie die
Rigorosen und die Dissertation mit "sehr gut" abgelegt haben. Dieses
Bravourstück ist der Mathematikerin Theresia Eisenkölbl (geb. 1976 in
Wien), der Medizinerin Angelika Riemer (geb. 1976 in Salzburg), dem
Theologen Harald Buchinger (geb. 1969 in Wien), dem klassischen
Philologen Christian Gastgeber (geb. 1970 in Wien), dem Juristen und
Althistoriker Markus Gerhold (geb. 1972 in Wien), dem Physiker Markus
Anton Michler (geb. 1971 in Wien) und dem Numismatiker und
Althistoriker Bernhard Woytek (geb. 1974 in Wien) gelungen.
Klestil verwies in seiner Ansprache auch auf ein rundes Jubiläum:
Vor genau 50 Jahren, im März 1952, wurde vom Nationalrat einstimmig
das Bundesgesetz über die Verleihung des Doktorates unter den
Auspizien des Bundespräsidenten beschlossen. Damit sei eine wichtige
Tradition wieder aufgenommen worden, die auf das Jahr 1624
zurückgeht, als an der Uni Graz eine Promotion unter den Auspizien
von Kaiser Ferdinand II. stattfand. Laut Klestil handelt es sich
dabei um eine spezifisch österreichische Form der Auszeichnung, die
nur noch in Ungarn praktiziert werde. (APA)