Inland
D & D, notorische VP-Querredner
Niederösterreichs AK-Vize Alfred Dirnberger und Tirols AK-Chef Fritz Dinkhauser kämpfen um Platz eins im Rebellenranking
Wien - Der eine, Fritz Dinkhauser, droht mit Abspaltung
von der ÖVP. Der andere, Alfred Dirnberger, urgiert drohend seine Wunschversion
der Abfertigung. Kurz: D
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sind wieder da. Und zeigen
der ÖVP erneut, was innerparteiliche Quälgeister sind.Ob es die Ambulanzgebühr
ist oder der Umbau der Sozialversicherung, die Unfallrentensteuer oder die Pensionsreform - egal, wo die ÖVP im Sozialbereich wie spart, D
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sind dagegen. Das liegt einerseits in ihrer Funktion: Dinkhauser ist (mächtiger) Arbeiterkammerpräsident in Tirol,
Dirnberger (viel weniger
mächtiger) AK-Vizepräsident
in Niederösterreich. Und als
Arbeitnehmervertreter finden
beide, dass die ÖVP "Arbeitnehmerinteressen am Altar
politischer Willkür opfert".
Die Formulierung ist von
Dirnberger, so redet er gerne. Sie könnte auch von Dinkhauser sein. Liegt doch das notorische Querreden des Duos
auch in deren Persönlichkeitsstruktur: Niemals beschwichtigen, wenn man eskalieren kann, nie vorsichtig
formulieren, wenn man poltern kann, Harmoniesucht anderen überlassen. "Krach
muss geschlagen sein", zitiert
Dirnberger gern Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler.
Resonanz für Krach
Und für das Ausmaß an
Krach, das beide schlagen,
bietet das eigene Bundesland
zu wenig Resonanzraum:
Dinkhauser hat zwar im Obmannstreit der Tiroler VP mitgespielt, lieber noch mischt er
in der Bundespolitik mit. Gibt
zu jeder Koalitionskrise seinen Senf dazu, mahnt Wolfgang Schüssel. "Mit Kritik an
Parteifreunden kommt man
leicht in die Medien", attestiert etwa ÖAAB-Chef (und
damit Dinkhauser-Chef) Werner Fasslabend den Parteirebellen Profilierungswünsche.
Hoch hinaus wollen beide
auch in ihren Hobbys: Dirnberger ist Flieger, Dinkhauser
war Spitzensportler: 1968 als
Bobfahrer in der Olympiamannschaft, mehrmals Tiroler
Hammerwerf-Meister. Wie im
Sport wetteifern die beiden in
der Politik um Platz
1 - wer
der größte Widerpart zur eigenen Partei ist. Vergangenen
Sommer war der 51-jährige
Dirnberger vorne. Mit seiner
Kritik am Hauptverbands-
Umbau und seiner Teilnahme
an der ÖGB-Demo schrammte
er am Parteiausschluss vorbei
und schaffte es, von Andreas
Khol gewürdigt zu werden -
als "siebter Zwerg von links".
Derzeit führt der 62-jährige
Dinkhauser im Ranking des
lästigsten ÖVP-Mitgliedes, mit
seiner Drohung der eigenen
Liste. Dirnbergers Abfertigungssager verblasst dagegen.
Aber er wird sicher wieder etwas zum Kritisieren finden. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 12.3.2002)