Mensch
Deutsche Wissenschafter kritisieren geplantes Stammzellgesetz
Streit um die Stichtagsregelung
Berlin - Der Streit um den Import von Embryo-Stammzellen
in Deutschland geht weiter. Wissenschafter erneuerten am Montag in
Berlin ihre Kritik am Gesetzentwurf. Bei einer Anhörung von
Sachverständigen im deutschen Bundestagsausschuss für Forschung
kritisierte der künftige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Peter
Gruss, die geplante Stichtagsregelung. Dies teilte die
Bundestagspressestelle mit. Parlamentarier warnten hingegen vor einer
Lockerungen der geplanten Importbestimmungen. Dem Gesetzentwurf zufolge sollen nur solche Embryo-Stammzellen
nach Deutschland eingeführt werden dürfen, die vor dem 1. Jänner 2002
hergestellt wurden. Der Entwicklungsbiologe Gruss forderten hingegen
eine flexible Regelung. Forscher sollten Embryo-Zellen importieren
dürfen, die sechs Monate vor der Antragstellung produziert wurden,
meinte Gruss. Auch andere Wissenschafter sprachen sich gegen einen
festen Stichtag aus. Sie befürchten, dass nicht genügend Zellen für
die wissenschaftliche Arbeit zur Verfügung stehen könnten.
Blockade befürchtet
Der CDU-Parlamentarier Werner Lensing kritisierte Stellungnahmen
zum Gesetz, die darauf abzielten, den Beschluss des Bundestages zu
unterlaufen. Das Parlament hatte Ende Januar beschlossen, den
Stammzellimport für Forschungszwecke unter strengen Auflagen
zuzulassen. Der Gesetzentwurf solle den Beschluss umsetzen, betonte
Lensing.
Der CDU-Abgeordnete Hubert Hüppe erklärte hingegen, die Anhörung
mache Unklarheiten und Mängel des Gesetzentwurfs deutlich. Er warnte
vor weiteren Lockerungen der Bestimmungen zur Einfuhr der Zellen.
Angesichts der Unstimmigkeiten plädierte Hüppe dafür, die Beratungen
im Ausschuss nicht wie geplant schon bis Mitte April abzuschließen.
Hingegen befürchtet die FDP-Abgeordnete Ulrike Flach eine Blockade
der Stammzellforschung in Deutschland, falls der Entwurf in der
jetzigen Form beschlossen wird. Die vorgesehene Stichtagsregelung
beschränke die Forscher, bemängelte sie. Auch das
Genehmigungsverfahren müsse überarbeitet werden. (APA)