Kosovo
Serbischer Innenminister zurückgetreten
Dusan Mihajlovic klagt über öffentliche Kritik an seiner Amtsführung
Belgrad - Der serbische Innenminister Dusan Mihajlovic ist
am Montag zurückgetreten. Der Belgrader Sender "B-92" meldete , dass
Mihajlovic Ministerpräsident Zoran Djindjic mündlich über seine
Entscheidung informiert habe. Der Rücktritt steht im Zusammenhang mit
einer Djindjic-Aussage von vergangener Woche, wonach den Behörden die
Unterweltbosse in rund 50 serbischen Städten bekannt sind. Djindjic
sagte dies bei einer Kundgebung in der zentralserbischen Stadt
Jagodina, an der auch Mihajlovic teilgenommen hatte. Mihajlovic, ein
DOS-Spitzenpolitiker, hatte die Äußerung damals nicht kommentiert. Gegenüber Djindjic soll Mihajlovic, der sich seit dem Wochenende
offiziell auf Urlaub befindet, seinen Rücktritt auch mit der
Behauptung begründet haben, dass er in seiner Arbeit zwar keine freie
Hand gehabt habe, die gesamte öffentliche Kritik hingegen nur gegen
ihn gerichtet worden sei, meldete der Belgrader Sender. Sein
Rücktritt ist offiziell allerdings nicht bestätigt worden. Laute
Kritik auf Kosten von Mihajlovic war seit Monaten aus der
Demokratischen Partei Serbiens zu hören. Dem einstigen Bündnispartner
von Slobodan Milosevic war dabei auch vorgeworfen worden, kein
einziges der spektakulären Mordattentate der Ära Milosevic, aber
auch der Zeit danach aufgeklärt zu haben.
Der Rücktritt von Mihajlovic dürfte im Grunde einen Versuch von
Djindjic darstellen, die Kontakte zur größten DOS-Partei, der
Demokratischen Partei Serbiens, zu verbessern. Die Partei von
Präsident Vojislav Kostunica hatte vergangene Woche angekündet, dass
ihre Vertreter an den Sitzungen der DOS-Führung nicht mehr teilnehmen
werden. Das DOS-Präsidium ist das einzige Organ der
DOS-Bündnispartner. Alle wichtige Fragen werden zuerst bei
Präsidiumssitzungen erwogen. Schlechte Kontakte zu der Demokratischen
Partei Serbiens dürften die Regierung von Djindjic jedoch wesentlich
mehr gefährden als der Rücktritt von Mihajlovic.(APA)