"Die Europäer haben ihre Lektion gelernt, aber vielleicht lernen sie sie nicht schnell genug." Erhard Busek, Koordinator des Stabilitätspaktes für Südosteuropa, zeigt sich besorgt, ob die EU angesichts der Einschränkung des US-Engagements auf dem Balkan ihre neue Verantwortung ausreichend wahrnehme: "Da gibt es noch Defizite."Der ehemalige österreichische Vizekanzler stellte am Montag bei seinem Antrittsbesuch in Brüssel dem EU-Außenministerrat seine Pläne für den Stabilitätspakt vor. Da die USA schon konkret mit Abstrichen bei ihren Ausgaben für den Balkan begonnen haben, will Busek in Kürze nach Washington reisen. Er wolle sich dort weniger an das Außenministerium, sondern vor allem an den Kongress wenden, der über den Haushalt entscheidet. Die internationale Gemeinschaft hat für die acht Balkanstaaten, für die der Stabilitätspakt geschlossen wurde, bisher 5,4 Milliarden Dollar (rund 6,1 Mrd. Euro) an Hilfen angekündigt oder schon bereitgestellt. Ziel ist die Abstimmung der Projekte für Demokratie, regionale Zusammenarbeit und Wiederaufbau in der ehemaligen Krisenregion. Busek sieht sein neues Amt durchaus als politische Aufgabe: "Eine Versuchung für den Stabilitätspakt ist, nur technische Hilfe zu leisten. Das reicht aber nicht", betonte er in Brüssel. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.3.2002)