Nahost
Israelische Armee nimmt in Flüchtlingscamp 600 Palästinenser fest
Peres kritisiert israelische Luftangriffe
Jerusalem/Gaza/Brüssel - Die israelische Armee hat am
Montag im Flüchtlingslager Daheishe im Westjordanland etwa 600
Palästinenser festgenommen. Die Gefangenen mussten ihre Jacken und
Hemden ausziehen und sie in Plastiksäcke legen. Ihre Hände wurden
gefesselt, ihre Augen verbunden. Anschließend wurden sie in ein
Lagerhaus gebracht - nach Augenzeugenberichten zusammen mit rund
hundert weiteren Palästinensern, die im nahe gelegenen Dorf Artas
festgenommen worden waren. Ein Armeesprecher hatte zuvor mitgeteilt,
die Besetzung des Lagers diene der Beschlagnahme von Waffen und der
Festnahme von "Terroristen".Peres fordert Ende der Bombardements
Außenminister Shimon Peres kritisierte im Armeerundfunk die
israelischen Luftangriffe der vergangenen Wochen gegen
palästinensische Ortschaften. Er sprach sich stattdessen für den
Dialog mit den Palästinensern aus. Die Bombardements müssten gestoppt
werden, da sie das Bild Israels im Ausland schwer beschädigten. Zum
Einmarsch israelischer Soldaten in palästinensische Flüchtlingslager
sagte Peres: "Wenn es von mir abhinge, würde ich zögern, solche
Entscheidungen zu treffen und es nur tun, wenn es wirklich keine
andere Wahl gäbe".
Zugleich sprach sich der Außenminister dafür aus, einen möglichen
Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien von US-Beobachtern
überwachen zu lassen. Eine entsprechende Maßnahme könnte nach Peres'
Worten das Ergebnis des Besuchs von Anthony Zinni in der Region sein.
Der US-Sonderbeauftragte für den Nahen Osten wird dort im Laufe der
Woche erwartet.
Toter Palästinenser geborgen
In der Nähe der jüdischen Siedlung Nezarim südlich von Gaza wurde
am Montag die Leiche eines Palästinensers geborgen. Er war nach
palästinensischen Angaben am Sonntagabend von israelischen Soldaten
angeschossen worden und erlag später seinen Verletzungen, weil die
Soldaten einem palästinensischen Krankenwagen untersagten, zu dem
Opfer zu fahren.
Der deutsche Außenminister Joschka Fischer begrüßte die neue
US-Mission zur Vermittlung im Nahost-Konflikt. Die Entsendung Zinnis
in die Region sei von "großer Bedeutung", sagte er am Montag beim
Treffen der EU-Außenminister in Brüssel. Zugleich mahnte Fischer zur
Lösung des Konflikts eine enge Zusammenarbeit zwischen den USA und
der Europäischen Union an. Um aber "die Tragödie, die Blutbäder" zu
beenden, müssten umgehend Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien
aufgenommen werden. In diesem Zusammenhang begrüßte Fischer die
jüngste Kehrtwendung des israelischen Ministerpräsidenten Ariel
Sharon. Unter amerikanischem Druck hatte Sharon am Freitagabend seine
Bedingung fallen gelassen, erst nach einer einwöchigen Feuerpause mit
den Palästinensern über eine Waffenruhe verhandeln zu wollen.(APA/AP)