Unternehmen
Holzmann braucht kurzfristig Kapital
Bilfinger zeigt an angeschlagenem deutschen Baukonzern Interesse
Frankfurt - Der angeschlagene Frankfurter Baukonzern
Holzmann benötigt noch in dieser Woche eine Finanzspritze der Banken.
Um den drohenden Verlust von voraussichtlich 237 Mill. Euro für 2001
ausgleichen zu können, soll bereits bis Mittwoch ein
Forderungsverzicht der Gläubigerinstitute von 114 Mill. Euro
"rückwirkend" ausgesprochen werden. Darüber hinaus ist der Quasi-
Verkauf der Holzmann-Tochter HSG Technischer Service GmbH an die
kreditgebenden Banken vorgesehen. Aus dieser Transaktion soll ein
außerordentlicher Ertrag von 86 Mill. Euro resultieren. Mit diesem Paket von 200 Mill. Euro könnte die faktische
Überschuldung in letzter Minute abgewendet werden, da Holzmann nur
noch über ein Eigenkapital von 126 Mill. Euro verfügt. Nach
dpa-Informationen besteht beim Gros der Gläubigerbanken offenbar
Bereitschaft, dieser kurzfristigen Rettungsaktion zuzustimmen. Dazu
gehört auch, dass die bestehenden Kreditlinien für den Bauriesen
offen bleiben.
"Operation Gazelle"
"Völlig offen" ist dagegen noch die "Operation Gazelle", heißt es
in Bankenkreisen. Dieser von den Investmentbankern der Deutschen Bank
ausgearbeitete Plan sieht vor, die Immobilienprojekte von Holzmann im
Wert von mindestens 600 Mill. Euro in eine eigenständige Gesellschaft
auszulagern. An ihr sollen sich die Gläubigerbanken - bis auf einen
kleinen Holzmann-Rest - beteiligen. Vor allem die vorgeschlagenen
Beteiligungsquoten der Geldhäuser sind aber auf massive Kritik
gestoßen.
Vor allem der schleppende Verkauf der Holzmann-Immobilien hat die
Ertragsziele für 2001 zunichte gemacht. Ursprünglich sollte ein
ausgeglichenes Ergebnis, im Dezember immerhin noch ein Verlust auf
Vorjahreshöhe mit 80 Mill. Euro erreicht werden. Insgesamt lasten auf
Holzmann Finanzschulden von 1,6 Mrd. Euro. Ohne eine Reduzierung der Altlasten im Immobiliensektor und der
Senkung der enormen Finanzschulden scheint der beabsichtigte Verkauf
von Holzmann kaum zu gelingen. Zwar behauptet der Vorstand unentwegt,
die Verhandlungen gingen planmäßig weiter. Der Glaube daran in der
Bau- und Finanzbranche ist aber geschwunden.
Bilfinger interessiert
Unterdessen hat der deutsche Konkurrent Bilfinger+Berger erstmals
zugegeben, Interesse an Holzmann zu haben. Die Gespräche befänden
sich aber in einem frühen Stadium. In einer nur siebenzeiligen
Erklärung des Mannheimer Baukonzerns werden aber klar die Bedingungen
für eine Übernahme genannt: "Bilfinger Berger würde ein Engagement
nur zu Konditionen eingehen, mit denen unter die finanziellen Lasten
und Risiken aus früheren Geschäften von Holzmann ein Schlussstrich
gezogen wird." (APA/dpa)