Technik
Silber gegen das Infektionsrisiko im Krankenhaus
Dazu werden winzige Teilchen in den Kunststoff medizintechnischer Produkte eingeschmolzen
München - Die moderne Medizintechnik macht sich die alte
Weisheit zu Nutze, dass Silber und Silberverbindungen desinfizierend
wirken. Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte
Materialforschung (FAM) in Bremen werden silberhaltige Materialien
für Implantate und medizinische Geräte entwickelt, die "eine
eingebaute antibakterielle Wirkung" haben, wie die
Fraunhofer-Gesellschaft in München berichtete. Ein neues Verfahren ermöglicht es, Silberteilchen von wenigen
Millionstel Millimeter Durchmesser in Kunststoffarten einzuschmelzen,
die standardmäßig zur Herstellung von medizintechnischen Produkten
verwendet werden. Die Konzentration an Silberionen reiche aus, um
Bakterien abzutöten, die sich auf der Kunststoff-Oberfläche befänden,
hieß es. Die Wirkung sei selbst bei niedriger Silberkonzentration gut
und langanhaltend.
Gefahren im Krankenhaus
Die Neuerung ist höchst bedeutsam angesichts des Infektionsrisikos
in Krankenhäusern, das nach Operationen besonders hoch ist. Die
Gefahr ist umso größer, weil man sich dort mit Krankheitserregern
infizieren kann, die resistent gegen Antibiotika sind, also nicht
mehr mit diesen bekämpft werden können. Immer häufiger werden in
Krankenhäusern künstliche Hüftgelenke oder Ersatzzähne eingesetzt.
Nicht jeder Patient verträgt den Kontakt mit Implantaten und
Instrumenten.
Silber sei eine interessante Alternative zu Bemühungen,
werkstoffspezifische Lösungen zur Behebung des Problems der
Infektionsgefahr zu finden, erklärte Michael Wagener vom FAM. "Silber
und Silberverbindungen wurden bereits im 19. Jahrhundert zur
Behandlung von Brandwunden und zur Desinfektion eingesetzt." Das
Aufkommen spezifisch wirkender Antibiotika habe dieser Praxis dann
ein Ende gemacht.
Eine an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte Messmethode
erlaubt es den Angaben zufolge, Werkstoffkombinationen rasch auf ihre
Wirksamkeit zur Infektionsverhütung zu untersuchen. Damit wird es den
Forschern ermöglicht, aus einer Vielzahl von Materialien die am
besten geeigneten herauszusuchen. (APA/AP)