Luxemburg - Unterlassene Sozialleistungen und Drücken des Lohns waren am Mittwoch die Hauptthemen im Prozess gegen den niederösterreichischen Transportunternehmer Karl Kralowetz. Dem vor einem Gericht im luxemburgischen Esch/Alzette angeklagten Chef der dort ansässigen Firma United Cargo Lux (UCL) wird vorgeworfen, mittel- und osteuropäische Fahrer ausgebeutet zu haben.Der Chefkommissar der Luxemburger Kriminalpolizei berichtete über die Befragung von 77 Fahrern. Laut deren Aussagen hat sie Kralowetz mit neun oder zehn Cent pro gefahrenem Kilometer bezahlt. Urlaubs- und Krankengeld sei offenbar gar nicht gezahlt worden, sagte der Kommissar. Viele sollen 26 Stunden ohne Pausen unterwegs gewesen sein und daher bis zu 20.000 Kilometer pro Monat zurückgelegt haben. Ohne Dolmetscher Bei einem Monatslohn zwi-schen 1000 und 1125 Euro sei-en die Fahrer dieser Firma davon ausgegangen, dass Kralowetz - entgegen den Anschuldigungen - Steuern und Sozialabgaben abgeführt habe. Roland Michel, der Verteidiger von Kralowetz, stellte die Aussagen infrage. Die Fahrer seien in Eile und ohne Dolmetscher in Luxemburg vernommen und dann schnell auf Kosten der Luxemburger Regierung in ihre Heimatländer geflogen worden, sagte er. Ein Zollbeamter sagte aus, zur Vertuschung überschrittener Lenkzeiten seien möglicherweise Tachoscheiben gefälscht worden. Der Kommissar ergänzte, bei UCL hätten 15.000 Tachoscheiben archiviert sein müssen. Bei Kontrollen seien aber nur maximal 4000 gefunden worden. Kralowetz dementierte die Vorwürfe erneut und erklärte, dass die Fahrer die Tachoscheiben verloren oder nicht abgegeben hätten. (dpa, DER STANDARD Print-Ausgabe 8.März 2002)