Unternehmen
Imperial Tobacco "inhaliert" Reemtsma
Tabak-Ehe perfekt - Tchibo verkauft Zigarettentochter um mehr als sechs Milliarden Euro nach England
Hamburg/London - Die Tabak-Ehe ist perfekt: Die
britische Imperial Tobacco hat von der Hamburger Tchibo Holding AG
den Zuschlag zum Kauf ihrer Zigarettentochter Reemtsma erhalten.
Imperial bezahlt für die Produktion von Zigarettenmarken wie West,
Davidoff und R1 mehr als 6 Mrd. Euro. Durch den Zusammenschluss der
Unternehmen mit jeweils rund 100-jähriger Tradition entsteht auf dem
weltweiten Markt der viertgrößte Wettbewerber mit rund 4,7 Mrd. Euro
Umsatz (ohne Tabaksteuer) und mehr als 18.000 Mitarbeitern. "Wir
bringen Reemtsma in ein Unternehmen ein, das weiteres Wachstum
sichert", teilte Ludger W. Staby, Vorsitzender der Tchibo Holding AG,
am Donnerstag in Hamburg mit. Imperial Tobacco (John Player Special, Drum) übernimmt zunächst
90,01 Prozent der Anteile und bezahlt dafür 5,221 Mrd. Euro.
Zusätzlich erhalten die Gesellschafter von Reemtsma den Angaben
zufolge eine Dividende von 810 Mill. Euro sowie weitere Zahlungen von
rund 230 Mill. Euro. Für die restlichen Anteile hat Imperial eine
Kaufoption bis 2004/05. Der Erwerb muss noch von den
Imperial-Aktionären und der EU-Kommission gebilligt werden.
Kaum Überschneidungen
Beim Zusammengehen der beiden Konzerne, die etwa gleich groß sind,
gebe es kaum Überschneidungen bei Produkten und Märkten. Vor allem in
den Hauptmärkten von Reemtsma - Mittel- sowie Osteuropa und Asien -
ist Imperial nur schwach vertreten. Ausgehend von einem Marktanteil
von 22 Prozent in Deutschland hat Reemtsma in den vergangenen Jahren
vor allem in Zentral- und Osteuropa und in Asien stark expandiert.
Gemeinsam werde man in insgesamt 100 Ländern vertreten sein. Aus der
Zusammenführung erwartet Imperial Tobacco von 2004 an jährliche
Synergien von 279 Mill. Euro.
Bisher gehörte Reemtsma zu 76,3 Prozent der Tchibo AG. Der Rest
war in Händen der Reemtsma-Familie und kleinerer Teilhaber. Die
Gesellschafter der Familie Reemtsma und der Tchibo Holding AG haben
dem Verkauf bereits einstimmig zugestimmt.
Integration
Nach dem Übergang soll ein Team aus Führungskräften von Imperial
Tobacco und Reemtsma die Integration der beiden Geschäftsaktivitäten
führen. Das Tauziehen um den deutschen Zigarettenhersteller ist damit
zu Ende. Um ihn hatten sich neben Imperial Tobacco auch Japan Tobacco
sowie die französische Altadis intensiv bemüht. Der Verkauf war von
Tchibo seit Monaten angedeutet worden.
Wofür der Kaffeeröster Tchibo die liquiden Mittel nun einsetzen
wird, wurde nicht mitgeteilt. In Medienberichten hatte es immer
wieder geheißen, dass Tchibo mit den Mitteln seinen Anteil am
Kosmetikkonzern Beiersdorf (Nivea) von derzeit rund 30 Prozent
maßgeblich aufstocken will. Dazu müsste aber die Allianz ihr 44
Prozent-Paket abgeben. Hintergrund für diesen möglichen Aktienerwerb
ist, dass die zerstrittene Tchibo-Eigentümerfamilie Herz dadurch ihre
Unternehmensbeteilungen möglicherweise unter den Geschwistern
aufteilen könnte. Das Unternehmen wollte bisher dazu keine Stellung
nehmen. (APA/dpa/vwd)