Wien - Die seit vergangenem Oktober bestehende Möglichkeit, zu einem anderen Stromanbieter zu wechseln, ist bis Ende 2001 von rund 20.000 Haushalten in Österreich genützt worden. Bis Ende 2002 könnte die Zahl der "Wechsler" auf 35.000 klettern, schätzt die E-Control. Substanzielle Preisnachlässe sollten sich die Haushalte aber nicht mehr erwarten, sagte der Chef der E-Control, Walter Boltz, in einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Die Preise sind ziemlich ausgereizt."

Das habe damit zu tun, dass der Energieanteil bei der Stromrechnung, wo sich Wettbewerb abspielt, je nach Versorgungsgebiet zwischen 20 und 30 Prozent beträgt. Die Netzkosten machen etwa die Hälfte der Stromrechnung aus, der Rest entfällt auf Abgaben und Steuern.

Rationalisierungspotenzial

Bei den Netztarifen sieht Boltz noch "einiges Rationalisierungspotenzial". Erst vor kurzem ist es der E-Control gelungen, mit Wienstrom eine Senkung der Netztarife um 8,4 Prozent ab 1. April dieses Jahres auszuhandeln. Das bringe den in der Bundeshauptstadt wohnenden Konsumenten jährlich eine Einsparung von insgesamt 31 Mio. Euro. Umgelegt auf die Kilowattstunde sind das etwa fünf Cent.

Senkungen der Netztarife hat die seit 1. März 2001 agierende E-Control bisher in Graz (minus 20 Prozent), der Steiermark (minus 8,6 Prozent), Salzburg (minus 11,8 Prozent) und dem Burgenland (minus zwölf Prozent) durchgesetzt. Zehn Verfahren seien noch anhängig; bis Mitte des Jahres soll der Großteil abgehakt sein. Bei den Zuschlägen für Ökostrom, Kleinwasserkraft sowie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) kann sich Boltz eine bundesweite Regelung vorstellen. Allerdings könnten dann nur die absolut notwendigen Kosten weiterverrechnet werden. Wie berichtet, hat Boltz den von Wienstrom eingehobenen KWK-Zuschlag von 10,22 Groschen je Kilowattstune wiederholt als "zu hoch" kritisiert.

Neue Arbeit kommt auf die E-Control im Herbst mit der Liberalisierung des Gasmarktes zu. Dazu müssten auch zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden, hieß es. (stro, Der Standard, Printausgabe, 07.03.2002)