Wien
Versehen der Pflegerin führte zum Unglück
Offener Schuber ermöglichte Jaguar-Attacke
Wien - Ein Fehler der Pflegerin führte zu der Tragödie von
Schönbrunn: Die 21-jährige Frau dürfte am Dienstag übersehen haben,
dass zwischen dem Inneren des Geheges und dem Boxenbereich, in dem
die gefährlichen Jaguare während der Vorbereitung der Fütterung
untergebracht waren, ein Schuber geöffnet war.
Als sie aus
ungeklärten Gründen wieder in den Käfig zurückging, drangen die drei
Raubkatzen über dieses Schlupfloch in ihr "Revier" ein und griffen
unverzüglich an: Die Pflegerin war sofort tot.Ereignishergang
AKH-Chef Univ.-Prof. Dr. Reinhard Krepler hatte bereits Mittwoch
früh einige Zeit mit Pechlaner über den Hergang der tragischen
Ereignisse gesprochen. Daraus ergibt sich folgendes Bild: "Dr.
Pechlaner wurde im Restaurant des Tiergartens alarmiert. Er lief
sofort zum Raubtiergehege. Da bemerkte er, dass er seine Schlüssel im
Büro vergessen hatte. Das hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet,
weil er sonst sofort in das Gehege vorgedrungen wäre", erzählte
Krepler.
So alarmierte Pechlaner über sein Handy seine Kollegen, lief zum
Direktionsgebäude, besorgte sich einen Schlüssel, als er zurück kam,
war bereits weitere Hilfe da.
Tiere versucht mit Wasserschlauch zu vertreiben
Pechlaner hat mit einem Schlauch in das Gehege hinein gespritzt,
um die Tiere zu vertreiben. Das ist ihm zunächst auch gelungen. Als
er schließlich eine mit einem Gitter versehene Tür zugehalten und
gleichzeitig mit dem Schlauch die Tiere angespritzt, sind die
Prankenschläge erfolgt.
Pistolenschuss traf Jaguar an der Pfote
Danach versuchte man, wie Zoologe Harald Schwammer berichtete,
verzweifelt, die Tiere von der 21-Jährigen weg zu bringen, das Mittel
der Wahl war zunächst ein Wasserstrahl. Doch bei einer neuerlichen
Attacke feuerte der inzwischen eingetroffene Harald Schwammer einen
Pistolenschuss auf eine der Katzen ab, die in der Vorderpfote
getroffen wurde. Durch den Knall erschreckt, zogen sich die Jaguare
zurück. Doch für die junge Frau kam jede Hilfe zu spät. Für die
Besucher habe niemals eine Gefahr bestanden.
Tiere verteidigten ihr Revier
Die drei im Herbst 1993 in Dortmund geborenen
Jaguar-Geschwister, die im Jahr darauf nach Schönbrunn kamen, hätten
zusammen attackiert. "Sobald jemand in ihr Revier eindringt, stürzen
sich die Raubkatzen auf ihn - Das ist ein
spezielles Verhalten beim Jaguar." Ein minimaler Trost für die
Angehörigen: Die Pflegerin ist praktisch sofort, innerhalb von
Sekunden, gestorben sein
Unter dessen fühlt sich Helmut Pechlaner nach den Worten seines
Stellvertreters mental nicht gut. "Er fühlt sich verantwortlich, weil
es sein Betrieb ist", so Gerhard Kasbauer. Zur Frage einer etwaigen
Haftung hieß es, der Tiergarten sei in die Pflicht zu nehmen bzw. die
Haftpflichtversicherung habe Regressansprüche bei einem schuldhaften
Verhalten des Dienstgebers. "Aber nicht bei menschlichem Versagen"
Verletzter Jaguar wurde betäubt
Nachdem der verletzte Direktor ins AKH gebracht worden war,
betäubte der Veterinär Thomas Voracek die Raubkatze und versorgte
deren Wunde. Den Jaguaren wird nichts geschehen, sie werden in
Schönbrunn bleiben, bekräftigte Schwammer. Diese seien eben Wildtiere
und würden artspezifisch ihr Revier verteidigen. (APA)