Foto: BMG
Das Projekt begann 1998 - für Licht ins Dunkel sollte Timna Brauer Chöre aus Israel und Palästina zusammenzubringen. "Müssen es Chöre sein?", fragte Brauer im Bewusstsein, dass Chöre an Institutionen gebunden und damit nahe an der Kulturpolitik sind. Tatsächlich "gab es viele Absagen. Interessant: Die meisten kamen von Männern, aber wir haben es geschafft." Das Ergebnis ist auf der CD "Voices for Peace" nachzuhören, die zufälligerweise am 11. September 2001 erschien! Da geht es um jüdische, christliche und moslemische Gesänge aus dem Mittelmeerraum. Man hört das Collegium Tel-Aviv, den St. Anthony Choir aus Jaffa und Ud al Nad aus Nazareth - gemeinsam mit Timna Brauer und dem Elias Meiri Ensemble. Das Material wurde aus seinem "musealen" Kontext herausgehoben, also umarrangiert und teilweise verjazzt. Und es geht hier um einen interessanten Tausch: Orthodoxe Juden singen über Allah und Maria. Palästinenser muslimischen und christlichen Glaubens interpretieren Synagogenliturgie. Bei der in Innsbruck beginnenden Tournee wirken das Collegium Tel-Aviv und, neu, der Shefa-Amr Choir mit. Trotz der schwierigen Lage im Nahen Osten "war die Stimmung bei den Proben toll. Es funktioniert. Sie alle sind sich bewusst, dass sie ein Zeichen setzen", meint Brauer, die den Wunsch hegt, das Projekt auch in New York zu präsentieren. Man wird sehen, Brauer arbeitet daran. Auch die Aktion "Kunst gegen Gewalt" fördert das Projekt. Und dafür hat sie jedenfalls schon den Segen des Dalai Lama und von Papst Johannes Paul II. "Wir haben vielen ein Video geschickt, und manche haben reagiert." Aus der Krisenregion habe es von Seiten maßgeblicher Stellen keine Reaktionen gegeben, sagt Brauer: "Von Peres hätte ich schon etwas erwartet, da kam aber nichts." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 3. 2002)