Finanzen & Börse
Bank Austria rät zu Investments in Staatsanleihen
Experten sehen rasche US-Konjunkturerholung nur als Strohfeuer
Wien - Staatsanleihen in der Eurozone sind nach Ansicht der
Analysten der Bank Austria Creditanstalt (BA/CA) in einem
wirtschaftlich unsicheren Umfeld, wie es derzeit vorherrscht, die
attraktivste Anlageform. Es sei wahrscheinlich, dass sich die rasche
Konjunkturerholung in den USA nur als "Strohfeuer" entpuppen werde
und es gegen Ende 2002 erneut zu einer "Enttäuschung" kommen könnte,
so Peter Harold, Bereichsleiter CEE Business & Research, am Dienstag
bei einem Pressegespräch. Für konservative Anleger seien vor allem
österreichische Staatsanleihen zu empfehlen. Eine weitere
interessante Investitionsmöglichkeit würden italienische
Staatsanleihen durch die mögliche Hinaufstufung Italiens von Aa3 auf
Aa2 durch die Ratingagantur Moody's bieten. Der Grund für die verhalten optimistische Konjunkturprognose der
BA/CA-Experten liege vor allem in den makroökonomischen
Ungleichgewichten in den USA. In den ersten Quartalen 2002 werde der
beginnende Lageraufbau zwar die Konjunktur stützen, sagte Gerhard
Winzer, Leiter des Fixed Income Research Major-Markets. Fraglich sei
jedoch, ob der private Konsum den wirtschaftlichen Stimulus werde
weiter tragen können, da die US-Haushalte derzeit hoch verschuldet
seien und eine niedrige Sparquoten hätten. Der globale
Wirtschaftsaufschwung werde darüber hinaus von Japan gedämpft, wo
Rezession, Deflation und Bankenkrisen eine Konjunkturerholung
verzögern würden.
Inflation kein Thema
Inflation ist laut Winzer weder im Euroraum noch in den USA auf
Grund überschüssiger Kapazitäten und eines geringen Nachfragedrucks
derzeit ein Thema - solange interne und externe Schocks ausbleiben.
Daher gebe es auch noch keinen Anlass für Zinserhöhungen, hieß es. In
der BA/CA geht man davon aus, dass sich die US-Notenbank Fed
zumindest bis Ende Sommer bzw. Anfang Herbst für Zinsschritte Zeit
lassen werde, die EZB bei weiterhin gedämpftem Aufschwung sogar bis
Anfang nächsten Jahres.
Im Jahresabstand sehen die BA/CA-Analysten die US-Zinsen bei 2,5
Prozent (derzeit 1,75 Prozent), die Leitzinsen im Euroraum bei 3,5
Prozent (3,25 Prozent). Die große Ausnahme stelle auch hier Japan
dar, wo das Leitzinsniveau auf Grund der internen Probleme weiterhin
bei 0,1 Prozent bleiben dürfte.
Keine Bewegungen bei Wechselkursen
Bei den Wechselkursen sieht die BA/CA keine großen Bewegungen,
vorausgesetzt, dass sich die Märkte in Japan seitwärts bewegen und es
zu keiner neuen Krise komme. Auf 3-Monatssicht würden die Investoren
dem zu erwartenden Wachstumsschub in den USA durch verstärkte
US-Dollar-Nachfrage Rechnung tragen, wodurch die Analysten Euro zu
Dollar bei 0,86 sehen. Im späteren Jahresverlauf werde sich der Euro
jedoch von diesem Druck befreien und wieder fester auf einen Kurs von
0,92 gehen. Das Kursverhältnis Euro zu Yen soll sich auf Jahressicht
bei 115 stabilisieren, wegen der prekären wirtschaftlichen Situation
in Japan sei jedoch das Abschwächungsrisiko des Yen sehr hoch.
Die Entwicklung der lokalen Anleihemärkte in Mittel- und Osteuropa
werde zunehmend von den Anleihe-Bewegungen in Euroland getrieben,
böten aber nach wie vor interessante Perspektiven, vor allem zur
Diversifizierung von Portfolios, so Martin Blum, Leiter des Fixed
Income Research CEE-Markets. Die Analysten der BA/CA empfehlen vor
allem ungarische und polnische Anleihen in Lokalwährung, weil sie
gegenüber Euroland-Anleihen einen attraktiven Renditeaufschlag bieten
würden und von Zinssenkungen profitieren könnten. Tschechische Bonds
stehen dagegen bei der BA/CA auf der Verkaufsliste.(APA)