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Münchens OB Christian Ude bracht sich nicht zu verstecken.

foto: apa/leonhardt
München - Sogar Trudering ist gefallen. Der bürgerliche Stadtteil am Ostrand von München war bis zu diesem Wochenende für die CSU immer eine sichere Bank in der traditionellen SPD-Hochburg München gewesen - so wie Wien-Döbling für die ÖVP.

Doch am Sonntag hat SPD-Oberbürgermeisterkandidat Christian Ude auch hier gewonnen: 50,4 Prozent der Truderinger wählten ihn, CSU-Mann Hans Podiuk bekam nur 41,2 Prozent. Stadtweit kam Ude sogar auf 64,5 Prozent. Die Sozialdemokraten haben im Rathaus ihre Mehrheit im Vergleich zu 1996 um fast sechs Prozentpunkte auf über 43 Prozent ausgebaut und können bequem mit den Grünen (7,4 Prozent) weiterregieren.

Ein Teil des SPD-Erfolgs und des Ude-Sieges liegt freilich in der desaströsen Vorstellung begründet, die die Münchner CSU bei der Aufstellung ihres Bürgermeisterkandidaten geliefert hatte. Dazu kommt, dass Ude selbst sein Image als moderner, aber volksnaher Dynamiker vertiefen konnte. Er hatte in den vergangenen kommunalpolitischen Debatten immer den richtigen Riecher gehabt - sei es nun beim Neubau des Fußballstadions oder bei der Ablehung einer teuren Transrapid-Strecke zum Flughafen.

Gegen den Strahlemann Ude gelang es der örtlichen CSU auch nicht, die - wenigen - Probleme der Boomtown München propagandistisch für sich auszuschlachten: Die Wähler trauen immer noch eher der rot-grünen Rathausmehrheit zu, den massiven Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu beseitigen.

Auch wenn es um Kultur - Jugendkultur zumal - geht, wirkte die CSU meist nur sauertöpfisch. Demgegenüber war es dem Hobbykabarettisten Ude zum Beispiel immer gelungen, sich positiv mit dem größten Kultur- und Kneipenzentrum Deutschlands - dem Kunstpark Ost - in Verbindung zu bringen.

Die Kommunalwahl hat den Münchner Oberbürgermeister nun auch noch einmal als einzig ernst zu nehmenden Repräsentanten der SPD in Bayern bestätigt. Nur er wäre wohl überhaupt in der Lage, die absolute CSU-Mehrheit im Freistaat ein wenig anzukratzen. (jwo) (DER STANDARD Print-Ausgabe, 5.3.2002)