Wien - Die Zahl der Anträge beim Sozialhärtefonds der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um fast 100 Prozent gestiegen. 310 Studierende haben seit Einführung der Studiengebühren im Wintersemester ein Ansuchen gestellt - 190 davon sind positiv erledigt. Das ist beinahe so viel wie in beiden Semestern des letzten Studienjahres. Der Fonds beträgt jährlich 210.018 Euro und wird vom Bildungsministerium und der Hochschülerschaft getragen. Angesucht werden kann zu jeder Zeit im Jahr, es handelt sich um Einmalbeträge. Der Fonds ist für Studierende da, die aus dem regulären Beihilfesystem herausfallen, weil der Prüfungserfolg fehlt oder das Einkommen für eine Studienbeihilfe oder einen Gebührenzuschuss zu hoch ist. "Das Gros der Anträge kommt von alleinerziehenden Müttern, die aufgrund der Kindererziehung Studienschwierigkeiten haben, oder von Ausländern, die sich nicht für Studienzuschüsse oder Beihilfen qualifizieren", beschreibt Alice Wagner, Sozialreferentin der Bundes-ÖH, die Situation. Der Studienanwalt hört das "zum ersten Mal" Dass die Zahl der Anträge "so stark gestiegen ist, höre ich zum ersten Mal", sagte Studienanwalt Peter Leidenfrost vom Bildungsressort. Verteilen müsse das Geld aber die ÖH, die dafür zuständig sei. Die "Missstände", die trotz der Studiengebühren von 727 Euro jährlich an den Unis herrschen, kritisierte am Montag die VP-nahe AktionsGemeinschaft Österreich. Im Rahmen der Aktion "Education: (Im)Possible" sammelt die Organisation Beschwerden von Studierenden aus ganz Österreich. (DER STANDARD, Printausgabe, 5.3.2002)