Washington - "Unsere Deadline ist der 11. September 2002", sagt der Sprecher des Pentagon-Rekonstruktionsprojekts, Bratt Eaton. Zum Jahrestag des Terrorangriffs soll im wieder aufgebauten US-Verteidigungsministerium eine Gedenkzeremonie abgehalten werden. Der Bau geht im Eiltempo voran. Die Wunde, die die Boeing 757 der American Airlines vor fast sechs Monaten in eine Seite des gigantischen Fünfecks gerissen hat, ist schon wieder geschlossen, doch die Arbeiten sind noch lange nicht beendet. Bis zum Jahrestag des Terrorangriffs im Zentrum der US-Hauptstadt Washington, bei dem 189 Menschen ums Leben kamen, soll das "Projekt Phönix" weitgehend abgeschlossen sein. Der Stein für den Wiederaufbau kommt aus demselben Steinbruch in Indiana, aus dem vor rund 60 Jahren das Material für den Neubau gebrochen wurde. Wenn die Bauarbeiter fertig sind, soll der Flügel von außen fast genauso wie vor der Terrorattacke ausschauen. Im Inneren werden die Mauern jedoch mit Beton und Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und künftig den sichersten Teil des in die Jahre gekommene Gebäudes bilden. Der gesamte Komplex wird außerdem renoviert und soll im Jahr 2010 moderner und sicherer sein. Die Renovierung und der Wiederaufbau werden zusammen drei Milliarden Dollar (3,47 Mrd. Euro) kosten. Die Arbeiten kommen gut voran, versichert Eaton: "Wir liegen über dem Plan". 24.000 Menschen arbeiten im Pentagon, Zivilisten und Militärs. 125 von ihnen kamen am 11. September durch den Absturz der entführten Passagiermaschine ums Leben. Tausende Beschäftigte mussten in Folge der Zerstörungen im E-Flügel ihre Büros verlassen, viele von ihnen konnten inzwischen von provisorischen Arbeitsräumen in der Umgebung wieder in die Zentrale zurückkehren. Auch die U-Bahn-Station "Pentagon", wo die Züge der Yellow und der Blue-Line halten, und das "Pentagon Transit Center", ein Busbahnhof direkt neben dem Ministerium, haben schon längst wieder ihren Betrieb aufgenommen. Eine steinerne Gedenktafel, die zum Jahrestag angebracht wird, soll an das Geschehene erinnern. "Terroristen können die Grundmauern unserer größten Gebäude erschüttern, aber sie können nicht die Grundfesten unseres Amerika berühren". Neben diesem patriotischen Spruch von US-Präsident George W. Bush sind - wie als Zeugen - die Unterschriften von Steinbruch- und Bauarbeitern eingraviert. Im Busbahnhof über der Metro-Station ist schon jetzt das Motto des Ortes mit metallenen Lettern auf nacktem Beton verewigt: "In Erinnerung an alle deren Leben durch die Ereignisse am 11. September 2001 grundlegend verändert wurde". Zu Beginn des Wiederaufbaus wurde auf der Großbaustelle in mehreren Schichten Tag und Nacht durchgearbeitet, jetzt wird am Sonntag Pause gemacht. Wenn die Bagger still stehen, ist das Dröhnen der Flugzeuge um so lauter zu hören. Die Maschinen starten vom nahen Ronald-Reagan-Flughafen und fliegen tief über das Pentagon. Nach dem 11.September blieb der Flughafen aus Sicherheitsbedenken längere Zeit gesperrt. Verschärfte Kontrollen bei eingeschränktem Flugbetrieb sollen jetzt mögliche weitere Anschläge aus der Luft verhindern. Doch das Flugzeug, das ins Pentagon stürzte, war am 11. September vom Dulles-Flughafen bei Washington gestartet.(APA)