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Michael Möseneder

Linz - Schillingmünzen befinden sich seit 28. Februar quasi auf Sonderurlaub: Einsetzen kann man sie nicht mehr, aber bei der Nationalbank bekommt man beim Umtausch weiter 100 Prozent ihres Wertes. Knapp die Hälfte der ausgegebenen Geldstücke wird aber nie mehr zurückkommen, schätzt man bei der Münze Österreich: Sie bleiben bei Münzsammlern, im Kanal, hinter Kästen und als Urlaubserinnerung im Ausland.

"In Summe wurden im Lauf der Jahre Schilling- und Groschenmünzen im Wert von 646,79 Millionen Euro ausgegeben", erzählt Gerhard Chlapek, Generalsekretär der Münze Österreich.

Computersimulation

Wie viel davon zurückkommt weiß Chlapek noch nicht genau, in Computersimulationen ist man von rund 363,37 Millionen Euro ausgegangen. Was realistisch scheine, wenn man die ersten Rücklaufergebnisse betrachte.

Abgesehen von den Silber-und Goldmünzen, die als Wertanlage oder in Sammelalben nicht mehr "nach Hause" kommen, werden etwa 9000 Tonnen Umlaufmünzen retourwandern, schätzt Chlapek. Wobei man in Österreich einen euroraumweit ungewöhnlichen Sonderweg beschritten hat, schildert der Generalsekretär stolz.

Um sich gegen Wechselkursrisiken und Schwankungen des Weltmarktes abzusichern, hat man mit Metallhändlern Verträge abgeschlossen. "Es wurden quasi Metallkreditkonten eröffnet, von denen wir die benötig- ten Rohstoffe für die Europrägung abgebucht haben. Mit dem Metall der eingeschmolzenen Schillingmünzen werden diese Schulden nun beglichen."

Alu an Hütten verkauft

Diese Vereinbarung gilt übrigens nur für Kupfer und Nickel, aus denen die meisten Münzsorten bestehen. Das Aluminium, aus dem die Zehn-Groschen-Stücke geprägt worden sind, wird für die neue Währung nicht benötigt und an Aluminiumhütten verkauft. Wie viel Geld im Endeffekt für die Münze Österreich bleibt, kann Chlapek noch nicht abschätzen.

Es wird naturgemäß deutlich weniger sein als der Nominalwert der Münzen. Denn vom Prinzip, dass das Material der Münzen so viel wert ist wie der eingeprägte Wert, haben sich die Staaten schon lange verabschiedet. Was aber auch Vorteile hat.

Körberlgeld

Denn im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit war ein bei den Landesherren äußerst beliebter Weg der Geldbeschaffung der so genannte Münzverwurf. Die Machthaber erklärten einfach die im Umlauf befindliche Währung für verfallen und tauschten sie eins zu eins gegen neue Geldstücke um. Diese hatten allerdings einen geringeren Silberanteil, womit für die Fürsten ein fürstliches Körberlgeld blieb.

(DER STANDARD, Print, 04.03.2002)